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Kultur: Tür an Tür

Das Grips-Theater zeigt die Kinderoper „Nebenan“

Vielleicht wollte das Grips-Theater es den Kollegen Unter den Linden zum Abschied noch einmal richtig zeigen. Am Jahresende muss die Jugendbühne ihre Nebenspielstätte in der Schiller-TheaterWerkstatt an die Staatsoper abtreten, und ausgerechnet eine Oper setzt das Grips dort nun als voraussichtlich letzte Premiere an. Okay, es ist kein Verdi oder Mozart, es gibt keine Arien und auch kein Pathos. Aber „Nebenan“, im Untertitel „eine kleine Oper für Menschen ab 6“ genannt, kann sich als Miniaturromanze im Duett hören und sehen lassen.

Das Stück des dänischen Komponisten Michael Ramløse erzählt von der verkorksten Liebe zwischen einer Frau und einem Mann, die Tür an Tür wohnen, die Etagentoilette und heimlich auch die Sehnsucht nach Zweisamkeit teilen. Allabendlich kocht sie für ihn, mundfaul reißt er ihr den Teller aus der Hand. Ein Ritual, eingespielt wie „Dinner for One“. So widerwillig, wie dieser ehemalige Seefahrer täglich die Minuten bis zum Klopfen der Frau zählt, ist von Beginn an klar, dass beide füreinander bestimmt sind. Doch vor das glückliche Ende hat Ramløse eine Vielzahl amüsant-grantiger Rezitative gesetzt. Ilona Schulze und Thomas Ahrens spielen und singen das, von Bettina Koch fein akzentuiert am Klavier begleitet, mit Sinn für Timing, Slapstick und berührende Momente. En passant ergibt sich aus dem Gerangel um den Vortritt zum Abort schon mal ein luftiges Toilettentänzchen.

Schon einmal, 1996, hat das Grips diese Kinderoper aufgeführt und in über hundert Vorstellungen gezeigt. Jens Neumann, der Regisseur der aktuellen Inszenierung, beweist, dass „Nebenan“ nach wie vor bestens funktioniert. Das überwiegend junge Publikum jedenfalls verfolgte diesen musikalischen dritten Frühling erstaunlich gebannt und bedachte die ausverkaufte Vorstellung mit begeistertem Applaus. Patrick Wildermann

Wieder 21. bis 23. April

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