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Kultur: Und immer wieder Mozart

Sein absolutes Lieblingsstück war das Violinkonzert A-Dur KV 419 von Wolfgang Amadeus Mozart. Es bildete das Zentrum seines geigerischen Lebens, weil es seinem zarten seidigen Violinton am schönsten entgegenkam.

Sein absolutes Lieblingsstück war das Violinkonzert A-Dur KV 419 von Wolfgang Amadeus Mozart. Es bildete das Zentrum seines geigerischen Lebens, weil es seinem zarten seidigen Violinton am schönsten entgegenkam. Das Mozart-Repertoire überhaupt hat den Ruhm Wolfgang Schneiderhans von Anfang an begründet und aus Österreich in die Welt getragen. Dazu kam das Violinkonzert von Beethoven, während Brahms, Dvorák, Viotti und Frank Martin sich um das relativ schmale Repertoire des Geigers rankten. Gern interpretierte er Mozart in der Doppelfunktion des Dirigenten und Solisten. Die Mozart-Konzerte hat er 1968 mit den Berliner Philharmonikern eingespielt, die Platte ist im Handel noch erhältlich. Ebenso wie seine Interpretationen der Beethoven-Sonaten mit Wilhelm Kempff, eine legendäre Partnerschaft, wie sie für Schneiderhan später nicht wieder erreichbar wurde. Auch in Berlin widmete er sich am liebsten Mozart, immer wieder Beethoven, mit den Philharmonikern, mit dem damaligen RSO.

Unter dem Signum der Bescheidenheit und Werktreue neigte er dazu, die eigene Virtuosität zurückzunehmen. Dabei bildete die gestandene Erscheinung des Österreichers einen gewissen Kontrast zu seinem feinsinnigen, verinnerlichten Spiel. Klassisch-edel, unsentimental, nobel wurde sein Stil genannt. Bis die technische Selbstverständlichkeit, mit der jüngere Geiger brillieren, ihm nicht mehr zu Gebote stand. In Wien, wo er 1915 zur Welt kam, präsentierte er sich zum letzten Mal 1984. Im Wiener Musikleben verwurzelt, wirkte er als Konzertmeister der dortigen Symphoniker, von 1937 bis 1949 in der gleichen Position bei den Philharmonikern, zudem als Pädagoge in Salzburg und Luzern, wo er das Kammerorchester Festival Strings gründete. Der vielseitiger Kammermusiker bildete von 1948 bis 1960 ein Trio mit Edwin Fischer und Enrico Mainardi. Über allem aber stand immer das Mozart-Konzert A-Dur, wie ein Synonym mit seinem Namen verbunden. Am 18. Mai ist Wolfgang Scheiderhan in einem Wiener Sanatorium gestorben.

S. M.

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