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Kultur: Unter der Gürtellinie

KABARETT

Rauchfleisch muss nur lange genug hängen, um gut zu werden – Hängetitten auch! Das zumindest verspricht Désirée Nick mit ihrer neuesten Show „Die Rückkehr der Hängetitten“ im BKA-Luftschloss (bis 21. Dezember). Es ist Désirée Nick, wie die Fans sie lieben: Im Glitzerkostüm, mit Make up und Pailletten überladen, singt sie von der natürlichen Weiblichkeit und ihrem eigenen Körperschmuck: „Würden Männer auf innere Werte stehen, nähmen sie Röntgenbilder als Wichsvorlage." Kein Witz zu flach, um nicht gerissen zu werden, kein Busen zu schlaff, um nicht mal wieder im Rampenlicht gezeigt zu werden. Wenn die frechste Schnauze Berlins die Bühne betritt, kommt niemand ungeschoren davon: Neben Nicks Pianisten, dem stoischen „Berufsmasochisten“ Volker Sondershausen, und der Königsfamilie („Queeny Liesbeth“) muss immer wieder das Publikum herhalten für Nicks direkt unter die Gürtellinie gezielten Angriffe. Wenn ihr lüsterner Blick durch die Menge schweift, auf der Suche nach einer Freiwilligen, verschwinden die Zuschauer unter den Tischen. Einmal mehr stellt die frivole Diva unter Beweis, dass sie die Gabe hat, „über das Elend anderer lachen zu können“.

In erster Linie jedoch inszeniert Désirée Nick sich selbst – schamlos, gnadenlos, distanzlos und leider meist niveaulos schildert sie ihr Leben als alleinerziehende Mutter, Hausfrau und Showstar. Ob abgeschminkt beim Milchabpumpen im Mutter-Beimer-Kostüm oder champagnerschlürfend im Glitzerstrasslook – das Publikum nimmt ihr jede Rolle ab. Auch wenn der Hängetitten-Anhänger so manches Déjà-vu erlebt. Schade: Nicht alles, was lange genug hängt, gewinnt dadurch an Qualität.

Tilla Fuchs

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