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Kultur: Unter der Laterne

Im Rahmen der Ausstellungsreihe "Sehen und Denken" ist Hermann Pitz der rechte Künstler am rechten Ort.Vierteljährlich stellt die Akademie der Künste das Einzelwerk eines Mitgliedes oder eines Gastes in den Mittelpunkt.

Im Rahmen der Ausstellungsreihe "Sehen und Denken" ist Hermann Pitz der rechte Künstler am rechten Ort.Vierteljährlich stellt die Akademie der Künste das Einzelwerk eines Mitgliedes oder eines Gastes in den Mittelpunkt.Weshalb sie für ihre Folge kleiner Foyerausstellungen ausgerechnet den toten Winkel unter der Treppe gewählt hat, bleibt ebenso im Dunkeln wie der schwer zu bespielende Platz selbst.Pitz aber findet mit seiner Installation "Laternen, Bänke - Ambiente mit Licht" eine schlagfertige Antwort auf die vorgefundene Situation.

"Hat Hermann Pitz die freie Wahl, entscheidet er sich eher für Nebenräume, unbeachtete Ecken, kaum begangene Wege, als für herausgehobene Orte.Hinzu kommt eine Vorliebe für den Boden" heißt es schon 1987 im Katalog der documenta 8 zur Arbeitsweise des Künstlers.Längst lebt er nicht mehr in Berlin, sondern in Düsseldorf und Amsterdam.Seiner Vorliebe für abseits gelegene Räume aber ist er treu geblieben, ebenso wie der Arbeit mit einfachen Gegenständen, die ihre eigene Geschichte haben und autobiografische Bezüge aufweisen.

In der Akademie der Künste hat Pitz zwei mit grauem Velours bespannte Bänke aufgestellt.Sie stammen aus der Konkursmasse eines belgischen Privatsammlers und fanden 1995 als Bestandteil eines Werks von Dan Graham zunächst in der Hamburger Kunsthalle Aufstellung.Für seine Berliner Ausstellung kombiniert Pitz die Bänke nun mit zwei Laternen, wie sie zu DDR-Zeiten, auf Betonpfeiler montiert, an jeder Straßenecke zu finden waren.Er befestigt sie auf einem niedrigen Holzfuß und stellt sie direkt auf den Boden.Dazwischen liegen wie zufällig verstreut die für Pitz typischen tropfen- oder lupenartigen Gießharzobjekte.Paravents aus schlichten Glasscheiben schließen die bühnenbildartige Raumsituation ab.Das orange-gelbe Natriumlicht der Straßenlaternen überspielt die Disparatheit der Gegenstände und vermittelt zwischen dem kompositorisch aufgestellten Mobiliar aus Außen- und Innenraum.Dabei konstruiert Pitz mittels raffinierter Lichtführung einen Raum im Raum, eine Zone der Vermittlung zwischen Privatheit und Öffentlichkeit, die das Gestern in der Gegenwart verankert - ein Synonym für eine zentrale Aufgabe der Akademie.

Akademie der Künste, Hanseatenweg 10, bis 11.April; täglich 10-19 Uhr.Leporello 5 DM.Gesprächsrunde zur Ausstellung am 7.April, 19 Uhr.

ELFI KREIS

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