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Kultur: US-Wahl: Es war einmal in Amerika

Die Zitterpartie um George W. Bush und Al Gore weckt Erinnerungen an ähnlich dramatische Stunden nach amerikanischen Präsidentenwahlen.

Die Zitterpartie um George W. Bush und Al Gore weckt Erinnerungen an ähnlich dramatische Stunden nach amerikanischen Präsidentenwahlen. So musste John F. Kennedy im November 1960 lange bangen und hoffen, bis sein Sieg über Richard M. Nixon feststand. Der Tagesspiegel berichtete damals

10. November 1960

Das dramatische Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen Nixon und Kennedy ist in der Nacht zum Mittwoch von Millionen von Menschen in aller Welt mit großer Spannung verfolgt worden. In den Agenturmeldungen, die sich zu vielen Zeitpunkten teilweise widersprachen, da den Korrespondenten jeweils andere Meldungen zur Verfügung standen, spiegelte sich das erbitterte Ringen um die Frage, wer als 35. Präsident der USA in das Weiße Haus einziehen wird.

1 Uhr 39: Die ersten Ergebnisse aus den Staaten der Atlantikküste zeigen einen Vorsprung Kennedys vor Nixon.

1 Uhr 50: Ein Elektronengehirn prophezeit einen knappen Sieg Nixons.

2 Uhr: Nixon erringt 1 157 423 Stimmen und hat die Führung in 13 Staaten mit 130 Wahlmännern. Kennedy hat 1 254 961 Stimmen und hat die Führung in 12 Staaten mit 143 Wahlmännern.

3 Uhr 15: Ein Elektronengehirn errechnet sicheren Sieg Kennedys.

5 Uhr: Kennedy hat die Wahlen in den Staaten Connecticut, Massachusetts, Südkarolina, Nordkarolina, Georgia, Maryland, New York, Rhode Island gewonnen. Für Nixon entschieden haben sich Vermont, Oklahoma, Kansas, Tennessee und Indiana.

5 Uhr 45: Kennedy 13,6 Millionen Stimmen, Nixon 12,4 Millionen Stimmen. Kennedy führt in 21 Staaten mit 304 Wahlmännern, Nixon in 26 mit 212.

6 Uhr: Nixon erklärt, er denke noch nicht daran, das Rennen aufzugeben, da er noch auf die Ergebnisse von ländlichen Bezirken rechne.

6 Uhr 30: Kennedy führt in 21 Saaten mit 325 Wahlmännern, Nixon in 28 Staaten mit 198 Wahlmännern.

7 Uhr 45: Kennedy führt in 22 Staaten mit 329 Wahlmännern, Nixon in 27 mit 194.

8 Uhr: Der Stimmenvorsprung Kennedys hat sich auf mehr als zwei Millionen Stimmen vergrößert.

13 Uhr: Bei den amerikanischen Rundfunkgesellschaften herrscht Verwirrung über die ermittelte Zahl von Wahlmännern. Während die Nachrichtenagenturen Kennedy 253 Wahlmänner geben, errechneten die Rundfunkgesellschaft CBS 285, die NBS aber 268.

15 Uhr: Kennedy fehlen an seinem endgültigen Sieg noch sieben Wahlmänner.

15 Uhr 09: Kennedy gewinnt die 42 Wahlmänner von Kalifornien und verfügt damit über 299 Wahlmänner. Zu seinem Sieg wären aber nur 269 nötig gewesen. Das Stimmenverhältnis beträgt für Kennedy 50,5 Prozent, für Nixon 49,5 Prozent.

17 Uhr: Der Vorsitzende der Republikanischen Partei, Thruston Morton, gesteht offiziell die Niederlage seiner Partei ein.

17 Uhr: Nixon erhöht wiederum seinen Stimmenanteil. Er erhält 30,3 Millionen, während Kennedy noch mit 30,9 Millionen knapp in Führung ist.

18 Uhr: Das Ergebnis der Wahl wird überraschend wieder fraglich, weil die Berichterstatter Kennedy schon die Wahlmänner von Kalifornien und Minnesota zugerechnet hatten, plötzlich aber der Vorsprung der Stimmen Kennedys in diesen beiden Staaten zusammengeschrumpft ist. Im Staate Montana, der schon als sicher für Kennedy galt, musste noch einmal neu gewählt werden, und es ergab sich eine leichte Mehrheit für Nixon.

18 Uhr 30: Kennedy siegt in Minnesota mit elf Wahlmännern und hat jetzt sicher insgesamt 272 Wahlmänner, drei mehr, als er benötigt, um Präsident zu werden.

19 Uhr: Nixon gibt sich endgültig geschlagen und gratuliert seinem Rivalen. Auch Präsident Eisenhower spricht Kennedy seine Glückwünsche aus.

12. November 1960

Die Republikanische Partei der USA glaubt immer noch, das Wahlergebnis umstoßen zu können, das dem Demokraten John Kennedy zum Einzug ins Weiße Haus verhalf. Kreise der Republikanischen Partei erklärten, sie hätten Hoffnung, das Wahlergebnis noch ändern zu können.

18. November 1960

Eine Woche nach den amerikanischen Präsidentenwahlen stehen aus ingesamt 1549 Wahldistrikten immer noch die offiziellen Ergebnisse aus.

16. Dezember 1960

Nach der endgültigen Stimmenauszählung der amerikanischen Präsidentenwahlen hat der demokratische Senator Kennedy bei einer Rekordwahlbeteiligung von mehr als 68 833 000 Wählern den Sieg mit einem Vorsprung von nur 111 957 Stimmen errungen.

22. Dezember 1960

Vizepräsident Nixon gibt in seiner Eigenschaft als Vorsitzender des Senats das Ergebnis der Auszählung und damit den Sieg seines Gegners Kennedy bekannt.

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