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Kultur: US-Wahlkrimi: Eine Kür mit vielen Unbekannten

Der Verlauf der US-Präsidentenwahl hat Spekulationen Tür und Tor geöffnet. Zu den kalkulierbaren und in der amerikanischen Verfassung geregelten Risiken eines ungewissen Wahlausgangs haben sich noch unkalkulierbare Unsicherheiten bis hin zur Notwendigkeit einer Wahlwiederholung gesellt.

Der Verlauf der US-Präsidentenwahl hat Spekulationen Tür und Tor geöffnet. Zu den kalkulierbaren und in der amerikanischen Verfassung geregelten Risiken eines ungewissen Wahlausgangs haben sich noch unkalkulierbare Unsicherheiten bis hin zur Notwendigkeit einer Wahlwiederholung gesellt. Klar ist das weitere Verfahren, wenn aus der neuen Stimmenauszählung in Florida einer der beiden Kandidaten als eindeutiger Sieger hervorgehen sollte

Am 18. Dezember geben die Wahlmänner in ihren Hauptstädten ihr Votum ab.

Am 6. Januar 2001 wird das nach Washington weitergeleitete Votum formell ausgezählt. Der Wahlsieger wird in einer gemeinsamen Sitzung von Senat und Repräsentantenhaus verkündet.

Am 20. Januar 2001 wird der neue Präsident vereidigt. Der Termin ist von der Verfassung zwingend vorgegeben.

Ungewisse Zeiten drohen

falls im Wahlmänner-Gremium am 18. Dezember kein Kandidat die erforderliche Mehrheit hat. Dann muss das Repräsentantenhaus den neuen Präsidenten und der Senat den Vizepräsidenten bestimmen.

falls auch das Repräsentantenhaus bis zum 20. Januar 2001 keinen neuen Präsidenten wählen kann. Die Verfassung, nach der an diesem Tag der neue Präsident vereidigt werden muss, sieht als vorübergehenden Ausweg aus diesem Extremfall vor: Der amtierende Präsident des Repräsentantenhauses übernimmt das höchste Staatsamt so lange, bis ein neuer Präsident feststeht.

Eine weitere Unwägbarkeit ist das Stimmverhalten der Wahlmänner am 18. Dezember. Sie sind nur zu einem Teil zu einer Stimmabgabe für den Wahlsieger ihres Staates verpflichtet. Theoretisch ist nicht ausgeschlossen, dass der eine oder andere Wahlmann für den Kandidaten der gegnerischen Partei stimmt.

Der Ausgang der Wahl ist nicht nur in Florida knapp und umstritten. In mehreren Staaten sind stichprobenartige Nachzählungen gesetzlich vorgeschrieben, wenn der Vorsprung eines Kandidaten weniger als ein halbes Prozent beträgt.

In Oregon mit seiner ausschließlichen Briefwahl war am Freitag noch nicht einmal die Erstauszählung beendet. Nach 96 Prozent ausgewerteten Stimmzetteln führte Al Gore vor George Bush mit 2192 Stimmen bei mehr als 1,4 Millionen Wählern. Oregon hat sieben Wahlmänner.

In New Mexico führte Gore am Wahlabend mit 6825 Stimmen bei 530 000 Wählern. Durch ein Computerproblem wurden aber 65 000 Stimmzettel nicht ausgezählt. Die Neuzählung hat am Donnerstag begonnen. New Mexico hat fünf Wahlmänner.

In Iowa (sieben Wahlmänner) ist Gore mit einem Vorsprung von 4949 Stimmen bei 1,3 Millionen Wählern zum Sieger erklärt worden. Die Republikaner erwägen, eine Überprüfung zu beantragen.

Das gleiche gilt für Wisconsin (elf Wahlmänner). Hier gewann Gore mit 6099 von 2,6 Millionen Stimmen.

Neben der allgemeinen Computer-Neuzählung in Florida fordern die Demokraten hier eine Nachzählung per Hand in vier Bezirken an der Ostküste: Volusia, Dade, Palm Beach und Broward.

Eine Reihe prominenter Hollywood-Größen und Schriftsteller forderte am Freitag in ganzseitigen Zeitungsanzeigen eine schnelle Beendigung der Wahlkrise in den USA und stellte sich auf Seiten von Vizepräsident Al Gore. Stars wie Robert DeNiro, Paul Newman und Bianca Jagger sowie die Schriftsteller E.L. Doctorow, Arthur Miller und Toni Morrison erklärten, Gore habe landesweit die meisten Stimmen erhalten und solle deswegen Präsident werden.

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