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Kultur: USA und China: "Spionage dient der Stabilität" - Sicherheitsexperte Umbach über die Strategien der Supermächte

Frank Umbach (37) ist Experte für Außen- und Sicherheitspolitik bei der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik Herr Umbach, Peking und Washington schieben sich gegenseitig die Schuld an der Flugzeugkollision zu. Worum geht es?

Frank Umbach (37) ist Experte für Außen- und Sicherheitspolitik bei der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik

Herr Umbach, Peking und Washington schieben sich gegenseitig die Schuld an der Flugzeugkollision zu. Worum geht es?

Es gibt zwei Versionen dessen, was vorgefallen ist. Wir wissen, dass ein amerikanisches Patrouillenflugzeug mit einem chinesischen Jagdflugzeug kollidiert ist. Die amerikanische Version ist, dass das amerikanische Flugzeug sich im internationalen Luftraum befand. Außerdem sei das Flugverhalten der Chinesen aggressiv. Die chinesische Version ist, dass das amerikanische Flugzeug in den chinesischen Luftraum eingedrungen ist und dort durch seine eigenen Flugbewegungen die Kollision verursacht hat.

Was ist glaubwürdiger?

Wie viele andere Experten auch, halte ich die chinesische Version nicht für glaubwürdig. Aus mehreren Gründen: Das Jagdflugzeug ist leicht und wendig, das amerikanische ist schwerfällig, es hat vier Propellermotoren und kann gar keine abrupten Flugmanöver machen.

In welchem Luftraum das Flugzeug war, ist sicher wichtig für die Konsequenzen?

Ja. Im internationalen Luftraum wären die Chinesen auf Grund ihres Flugverhaltens Schuld an der Kollision. Die Notlandung der Amerikaner wäre dann in einem Abkommen geregelt, China dürfte das Flugzeug nicht betreten und die Besatzung nicht festnehmen. Das Flugzeug wäre exterritorial. China hat seine eigene Lesart: Es habe sich um Spionage gehandelt, und zwar im Luftraum Chinas. Also habe China das Recht, Leute zu verhaften und das Flugzeug zu untersuchen.

War es denn ein Spionageflug?

Wir gehen davon aus, dass es ein normaler Aufklärungs- und Patrouillenflug war, wie er jeden Monat und über Jahre und Jahrzehnte über der südchinesischen See durchgeführt worden ist.

Es sind auch schonmal Spionage-Satelliten vom Himmel gefallen. Was fliegt da oben denn alles, und wofür?

Spionage erfolgt heute vielfach elektronisch, zum Teil eben auch über Satelliten. Das ist legitim und sogar der Stabilität förderlich. Man möchte über die gegnerischen militärischen Kapazitäten etwas wissen, über Modernisierungsprozesse, über die militärischen Fähigkeiten des Gegners, auch über Reaktionen der jeweiligen Abwehr. Das lässt sich durch die Vielfalt von Daten, die man da sammelt, gut zusammentragen.

Welche politischen Folgen sehen Sie jetzt?

Zum Beispiel das Problem, dass die Fronten sich nicht nur in Bezug auf die Taiwan-Frage verhärten könnten. Die Chinesen versuchen, die Krise zu benutzen, um Druck auf die US-Regierung auszuüben, um Konzessionen zu erpressen, damit es nicht zu weiteren Waffenverkäufen an Taiwan kommt. Man ist sicher auch dabei, das Flugzeug zu untersuchen, um technologische Erkenntnisse zu bekommen. Die Chinesen wollten ein entsprechendes Flugzeug von Israel kaufen, die Amerikaner konnten Israel aber dazu bewegen, den Chinesen diese Technologie nicht zu verkaufen.

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