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Kultur: Venus im Glück

Manchmal genügt eine einzige Rolle, um den Typ zu prägen: Im Fall von Kim Novak ist es die der schönen Madeleine in Hitchcocks „Vertigo“. James „Scottie“ Stewart und Regisseur Alfred Hitchcock geben sich in dem Psychothriller unendliche Mühe, um aus der etwas vulgären Judy Barton die elegante Madeleine Elster zu machen, aus der lebenden, liebenden Frau eine Kunst und Fantasiefigur.

Manchmal genügt eine einzige Rolle, um den Typ zu prägen: Im Fall von Kim Novak ist es die der schönen Madeleine in Hitchcocks „Vertigo“. James „Scottie“ Stewart und Regisseur Alfred Hitchcock geben sich in dem Psychothriller unendliche Mühe, um aus der etwas vulgären Judy Barton die elegante Madeleine Elster zu machen, aus der lebenden, liebenden Frau eine Kunst und Fantasiefigur. Einen ähnlichen Verwandlungsprozess hat Marilyn Pauline Novak, Tochter tschechischer Immigranten, auch im wirklichen Leben durchgemacht: vom „spindeldürren, bleichen Kind“, das 1953 landesweit als „Miss Deep Freeze“ Elektrogeräte präsentiert, hin zur Leinwandgöttin, die in den 60er Jahren mit Otto Preminger, Billy Wilder und Alfred Hitchcock dreht und 1958 zur beliebtesten Filmschauspielerin gewählt wird. Heute feiert sie ihren 70. Geburtstag.

Grün-funkelnde Augen, wasserstoffblondes Haar, eine Figur wie eine Sanduhr – nicht umsonst hieß Kim Novaks erster Filmerfolg „Die lockende Venus“. Immer wieder wurde sie als Prostituierte besetzt, als Moll Flanders, als Polly „The Pistol“, Mildred oder auch als Notorious Landlady Carlyle Hardwicke (unser Bild, Foto: Stiftung Deutsche Kinemathek). Die Erfolgsstory vom Model zum Pin-Up-Girl verlief ähnlich wie bei Marilyn Monroe, nicht ganz so erfolgreich zwar, aber dafür höchstwahrscheinlich glücklicher. Denn während Marilyn durch ihren frühen Tod zur ewig jungen Leinwandgöttin wurde, war Kim Novak klug genug, sich Ende der 60er Jahre aus dem Filmbusiness zurückzuziehen. Fortan widmete sie sich der Malerei, der Bildhauerei und einem kleinen Privatzoo, den sie mit ihrem Mann in Kalifornien unterhält. Erst in den letzten Jahren sah man sie wieder: 1997 erhielt sie auf der Berlinale den Goldenen Ehrenbären, und die Retrospektive zeigte unter anderem auch Billy Wilders zu Unrecht vergessenen „Kiss me, Stupid“, in dem sie als Polly „The Pistol“ die Ehefrau eines ehrbaren Bürgers mimt. Vielleicht steckt in der ausgelassen durch den Wohnwagen tobenden Polly doch mehr von Kim Novak als in der kalten Leinwandschönheit Madeleine. til

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