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Kultur: Verbotene Liebe

„König der Herzen“ im Schlossparktheater

Die Briten sehen ihren Royals so ziemlich alles nach. Trunksucht, Inkompetenz, Seitensprünge, kleine rassistische Ausfälle – kein Problem, gehört alles zur jahrhundertealten Tradition. Aber selbst die monarchieseligste Toleranz hat irgendwo ihre Grenze. Was wäre etwa, wenn der zukünftige König Großbritanniens sich mit dem Gedanken trüge, aus Liebe zu einem muslimischen Mädchen zum Islam zu konvertieren? Dieses Schreckbild für Islamophobiker jeder Couleur malt genüsslich die Politsatire „König der Herzen“ des Schotten Alistair Beaton aus, die Regisseurin Bettina Rehm nun am Schlossparktheater als deutsche Erstaufführung inszeniert hat. Es ist eine munter boulevardeske, oft sarkastisch pointierte Ränke- und Rassismus-Farce, hinter deren fiktivem Personal man deutlich die real existierende Adels- und Politprominenz der Insel ausmachen soll, deren Machtspielchen, Niederträchtigkeiten und Halbmond-Ängste allerdings internationale Gültigkeit beanspruchen. Hausherr Dieter Hallervorden gibt mit Lust am rüden Ton den Premierminister Nick Bailey, einen zynischen Hardcore-Pragmatiker, der sich, derweil der König im Sterben liegt, mit dem gutmenschelnden Oppositionsführer Stephen Clarke (Steffen Laube) zusammenschließt, um die staatsgefährdenden Liebeslaunen des Prinzen Richard (Thomas Zug) unter Kontrolle zu bekommen. Freilich verfolgt in diesem Reigen der aufgescheuchten Polit-Berater, Hofschranzen und Kleriker letztlich jeder nur das eigene Wohl. Regisseurin Rehm inszeniert das Stück trotz mancher Überzeichnungen mit Sinn für Timing und beschert dem Schlossparktheater einen respektablen Erfolg. Patrick Wildermann

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