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Kultur: Verloren in Tokio

Fotos von Takashi Homma im Kunsthaus Lempertz

Speckig hängt der Geruch von Saucenbindern in der Straße. Die Gasthäuser ringsum drohen mit Altberliner Küche. Kunst hat es schwer in der Scheinwelt des Nikolaiviertels. Zumal die kühlen Bilder des japanischen Fotografen Takashi Homma jede Putzigkeit verweigern. Leider eignet sich auch der Schauraum des Auktionshauses Lempertz schlecht für Fotoausstellungen. Die breiten Fensternischen verhindern Korrespondenzen zwischen den Bildern.

An der schmalen Stirnseite begegnen uns die prüfenden Augen eines fünfjährigen japanischen Mädchens, das unverwandt die Betrachter zu mustern scheint. Tatsächlich aber spiegelt das Kind den nüchternen Blick seines Vaters. „Tokyo and my daughter“ hat Takashi Homma seine jüngste Serie genannt. In Japan gehört der 46-jährige zu den Stars seiner Generation. In Europa hat ihm das Fotomuseum Winterthur im Jahr 2000 eine Einzelausstellung gewidmet. Jetzt präsentiert ihn die Kölner Galerie Claudia Delank als Gast bei Lempertz. Takashi Homma konfrontiert die häusliche Welt seiner Tochter mit Bildern der anonymen Mega-City Tokio. Aus dem Flugzeug hat er die Stadt von oben aufgenommen. Unendliche Vorstädte wuchern um den Kern aus mächtigen Wolkenkratzern. Die Straßen scheinen menschenleer, nur Autokolonnen weisen auf Bewohner hin. In Takashi Hommas Bildern ist die Verbindung gerissen zwischen dem Individuum und der Gesellschaft. Verloren schaut seine Tochter aus dem Autofenster. Ein Gefühl der Isolation durchzieht die Fotos. Er sehe, schreibt der Fotograf, größere Stärke in der Anonymität. Tatsächlich macht die abweisende Grundhaltung neugierig. Doch die Ausstellung bricht den Spannungsbogen. Ob mit der formalen Sicherheit inhaltliche Tiefe einhergeht, lässt sich schwer erkennen. Simone Reber

Kunsthaus Lempertz, Poststraße 22, bis 25. April, Mo.–Fr. 10–15 Uhr

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