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Kultur: Vernünftig

Suhrkamp: Barlach will nicht in Berufung gehen.

Man mag es kaum glauben, dass der Streit der Suhrkamp-Gesellschafter tatsächlich mal an ein Ende kommt, so erbittert, wie die letzten Monate vor Gericht gestritten wurde. Aber es sieht danach aus. Nachdem am Dienstag die Gläubigerversammlung des Suhrkamp-Verlags dem Insolvenzplan und damit der Umwandlung des Verlags von einer Kommandit- in eine Aktiengesellschaft zugestimmt hatte, hat nun Hans Barlach in einem Gespräch mit der „Welt“ gesagt, höchstwahrscheinlich keine Rechtsbeschwerde einlegen zu wollen: „Wir planen zurzeit gegen die Annahme des Sanierungsplans keine Berufung, wir beraten noch über die Angelegenheit.“ Das zeichnete sich schon ab, nicht nur weil Barlach nicht zu dem Abstimmungstermin vor dem Amtsgericht Charlottenburg erschienen war, sondern auch nicht von seinem Recht Gebrauch gemacht hatte, einen sogenannten Minderheitenschutzantrag zu stellen.

Was Barlach aber auch nicht will: sich jetzt einfach so aus dem Suhrkamp-Verlag verabschieden und seine Anteile verkaufen. Barlach will Minderheitenaktionär bleiben, seine Rechte als solcher wahrnehmen und dadurch Einfluss auf den Verlag behalten: „Das Aktienrecht sieht eine deutlich größere Transparenz und größere Kontrolle vor. Sollte es, so wie in der Vergangenheit, zu Veruntreuungen kommen, hätte dies in einer Aktiengesellschaft direkte Konsequenzen und würde nicht über Instanzen prolongiert“, so Barlach.

Genauso ist es. Und selbst wenn die immer wieder in den Suhrkamp-Kampf gebrachten und von Ulla Unseld-Berkéwicz favorisierten Ströhers als dritte Aktionäre in den Verlag einsteigen sollten, ist das für Barlach nicht gleichbedeutend mit totaler Machtlosigkeit. Er vertraut auf das Mittel einer sogenannten Sperrminorität, die ihm Fall wichtiger Verlagsentscheidungen bleibt. Hans Barlach scheint sich nun lieber von der Vernunft als von irrlichternder, nicht zuletzt auch teurer Wut (man denke nur an die Anwalts- und Gerichtskosten) leiten zu lassen. Und das wäre ja in der Causa Suhrkamp, so wie die Gründung einer AG, ein weiterer echter Fortschritt. gbar

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