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Kultur: Verwirrung vom Balkan

YOUNG EURO CLASSIC (2)

Mut haben sie, die jungen Musiker von Concerto , dem Orchester der Musik Universität Bukarest. Kein namhafter Komponist findet sich auf dem Programm (abgesehen von Enescu vielleicht), nur lauter unbekannte Rumänen. Die Hörer, vielleicht ahnend, dass einige schöne Überraschungen bevorstehen, zog es in Scharen ins Konzerthaus . Und sie wurden nicht enttäuscht, bekamen eins der profiliertesten Konzerte des young euro classic-Festivals geboten.

Constantin Silvestris „Drei Stücke für Streichorchester“ von 1933 bedienen noch am ehesten unsere Vorurteile über Musik vom Balkan. Allerdings verwenden sie Folkloreelemente auf so interessante, teilweise distanziert-trockene Art, dass sich jedes Klischee von blutvollem Zigeunertemperament umgehend verflüchtigt. Gabriel Iranyis „InnenZeit I“, eine deutsche Erstaufführung, erwies sich dann als subtile, teils spannende Klangstudie voll zarter Verästelungen der Streicherstimmen. Die Auftragskomposition des Abends machte eher ratlos. „Grana“ von Dan Dediu ist ein Verwirrspiel mit Formen und Erwartungen, es beginnt mit einem Finale. Schöne Orchesterklänge bietet das Stück zuhauf, aber es arbeitet ganz einseitig nur mit Versatzstücken, fast filmmusiktauglich. Eine Entdeckung indes war das Cellokonzert von Anatol Vieru. Wer ein neotonales Machwerk befürchtete, konnte sich beruhigt zurücklehnen. Feinfühlige Klanglichkeit, ein großartiger Cello-Part (Laura Buruiana) und neuartige Orchestrierung verzauberten die Hörer.

Ulrich Pollmann

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