zum Hauptinhalt
Foto: AFP

© AFP

Kultur: Vier gewinnt

Julian Barnes erhält den Booker Prize 2011

Julian Barnes blieb angesichts seines bislang größten literarischen Triumphes ehrlich. „Der Booker Prize hat die Tendenz, die Menschen ein bisschen verrückt werden zu lassen“, womit er auch sich selbst ausdrücklich miteinschließen wollte. Bereits dreimal war der 1946 in Leicester geborene britische Schriftsteller für die höchste Auszeichnung in der angloamerikanischen Literaturwelt auf der Shortlist gelandet, für seinen Romanessay „Flauberts Papagei“ 1984, für „England, England“ 1998 und für den Roman „Arthur & George“ 2005 – und dreimal ging er leer aus. Da darf ein Schriftsteller, und sei er noch so locker, cool und altersweise, durchaus nervös werden, wenn er wie Julian Barnes mit seinem jüngsten Werk „The sense of an ending“ ein viertes Mal für den Booker Prize nominiert wird.

Doch nun hat es geklappt, dieses Mal war auch die Booker-Prize-Jury überzeugt von Julian Barnes und verlieh ihm am Dienstagabend die mit 50 000 Pfund (57 000 Euro) dotierte Auszeichnung. Sie bezeichnete seine 150 Seiten fassende Novelle als „äußerst lesenswert und unglaublich konzentriert“, selbst nach einer dritten Lektüre noch, als ein „fast archetypisches Buch unserer Zeit.“

In „The sense of an ending“ wird ein 60-jähriger Mann durch den Brief eines Anwalts mit seiner jugendlichen Vergangenheit konfrontiert. Es geht um den Tod eines Schulkameraden, vor allem aber um die Unzuverlässigkeit von Erinnerungen, um die Vergänglichkeit überhaupt. Um diese Thematik kreisten viele der jüngsten Bücher von Julian Barnes, zum Beispiel der Erzählungenband „Der Zitronenfisch“ oder das autobiografisch grundierte Buch „Nichts, was man fürchten müsste“. In diesem setzt er sich ironisch, vergnüglich und offen mit dem Tod auseinander: „Die große Tragödie des Lebens besteht nicht darin, dass Menschen sterben, sondern aufhören zu lieben. (...)Die weitere Tragödie des Lebens besteht darin, dass wir nicht rechtzeitig sterben“, heißt es darin zum Beispiel.

Wovor sich Barnes, der unter dem Pseudonym Dan Kavanagh auch Krimis schreibt, nun ebenfalls nicht mehr fürchten muss: als ewiger Booker-Prize-Nominierter und ewiger Verlierer in die Literaturgeschichte einzugehen. Am 8. Dezember erscheint „The sense of an ending“ auf Deutsch, kündigte Barnes’ deutscher Verlag Kiepenheuer & Witsch nach der Preisverleihung an. gbar

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false