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Kultur: Vita & Morte

Zum Unfalltod des Tenors Salvatore Licitra

Er steigt spät ein ins Klassik-Business – dann aber gleich ganz oben: Salvatore Licitra, in Bern als Sohn sizilianischer Eltern geboren, arbeitet erst als Grafiker im familieneigenen Betrieb, bevor er sich zu einer Gesangsausbildung entschließt. Eine erste Lehrerin schafft es fast, sein von der Natur mit schöner Höhe und vollem Volumen gesegnetes Organ zu ruinieren. Der berühmte Tenorkollege Carlo Bergonzi macht ihn dann fit für die Profilaufbahn, die 1998 in der Arena di Verona beginnt. Im Dezember 2000 darf er bereits unter Riccardo Muti die Titelrolle von Verdis „Trovatore“ zur Eröffnungspremiere der Mailänder Scala singen. Nachdem er zwei Jahre später an der New Yorker Met erfolgreich für Luciano Pavarotti eingesprungen ist, geht es auch mit den CD-Aufnahmen los. 2003 erhält er den Echo als „Sänger des Jahres“, auf dem 2006 erschienenen Album „Forbidden Love“ lässt er seiner echten, naiven Leidenschaft freien Lauf, wütet, weint, seufzt, schluchzt hinreißend altmodisch. Als prototypischen italienischen Tenor lernt ihn auch das Berliner Publikum in der Deutschen Oper kennen: 2004 singt er hier erstmals in der „Tosca“, 2006 gibt er einen konzertanten „Ernani“. Zuletzt war der Sänger in der vergangenen Saison als Andrea Chenier und Cavaradossi an der Bismarckstraße zu erleben.

Am 27. August hatte Salvatore Licitra einen Motorradunfall auf Sizilien. Er trug keinen Helm. Nach zehn Tagen im Koma ist er jetzt im Krankenhaus von Catania gestorben. Er wurde 43 Jahre alt. F. H.

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