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Sinnlich. Ulrick Mack liebte intime Porträts.

© Ulrich Mack

Ulrich Mack: Von Twen zu Zen

Er war als Zeitschriftenfotograf am Puls der Zeit. Aber er verewigte auch die stillen Momente. Die Galerie Argus Fotokunst feiert Ulrich Mack zu seinem 85. Geburtstag.

Mit Tuschzeichnungen und Lithos hat Ulrich Mack seinen Weg als Künstler begonnen, mit getönten Landschaftsfotografien scheint der 1934 im Eichsfeld geborene Wahlhamburger das Lebenswerk abschließen zu wollen. Dazwischen liegen heftige Sprünge von einem Arbeitsfeld zum anderen. 1959, noch während des Studiums an der Kunsthochschule Hamburg, brachte er aus dem Ruhrgebiet eine Serie von Industrielandschaften mit, deren Wert erst spät gebührend gewürdigt wurde, unter anderem mit einer beeindruckenden Ausstellung bei Argus Fotokunst vor einem Jahrzehnt.

Das ist dann auch der richtige Ort, um Ulrich Mack zu dessen 85. Geburtstag eine Hommage einzurichten, die alle Stationen seines vielgestaltigen Oeuvres in Erinnerung bringt. Noch einmal fasziniert der kühle, geradlinige Blick auf die Zeche Zollverein oder die damals noch spärlich befahrene Rheinbrücke Ruhrort, und dies vor allem durch den scharfen Kontrast der schwarzen Linien und Flächen mit dem trübnebligen Himmel. Mit einer Bildserie auf den Spuren von Albert Renger-Patzsch sollte Mack Jahrzehnte später, 1985, tief in die Fußstapfen der Neuen Sachlichkeit treten, zugleich aber durch behutsame Tönung und veränderte Blickwinkel Distanz wahren. Jede Aufnahme weist auf das große Vorbild – und auf ihn selbst, der das Aussehen etwa einer Agave oder eines Stapels Kochtöpfe mal mehr, mal weniger der eigenen Sichtweise unterwirft.

Er fühlte sich bei Künstlern und Schriftstellern wohl

Zwischen diesen Stationen lagen Jahre als Bildreporter für die Zeitschriften „Quick“, „Twen“ und vor allem den „Stern“, der ihn sogar 1967 nach Israel mitten in den Sechstagekrieg schickte. Doch in der Rolle des rasenden Reporters dürfte sich Mack nie besonders wohlgefühlt haben, auch wenn seine Fotos von der Ankunft John F. Kennedys 1963 auf dem Kölner Flughafen oder von der Triumphfahrt des Präsidenten an der Seite Adenauers durch West-Berlin wohl zu den besten der damaligen Bildberichte gehören.

Viel näher mochte er sich den Künstlern und Schriftstellern fühlen, die er damals porträtierte. Oskar Kokoschka zum Beispiel oder Picassos Witwe Françoise Gilot. Doch immer stärker zogen Mack Meer und Küste in ihren Bann. Zuerst waren es die Fischer auf der Insel Pellworm. Noch einmal schien der neosachliche Stil die Oberhand zu gewinnen. Bald aber überwog das bildnerische Verlangen. Die von ihm sichtlich nachgetönten, fast neoimpressionistischen Blicke auf Bodden und Wattenmeer nehmen die Naturformen auf, verwandeln sie aber in Orte eines Traums. Blaugras und Salzmarschen an der Nordsee und an der amerikanischen Nordostküste laden zu Meditation und innerer Einkehr. Wie sehr der als quirlig geschilderte Fotokünstler von Jugend an nach Ruhepunkten suchte, beweist schon aufs Eindrucksvollste Macks großartige Serie vom Wattenmeer 1981. Mehr Zen war selten in der Fotografie (Preise: 800–2000 Euro).

Galerie Argus Fotokunst, Marienstr. 26; bis 25. 5., Mi–Sa 14–18 Uhr

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