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Kultur: Vorschau: Babel & Co

Manche Bücher haben kleine Vorsprüche, die dem Text den richtigen Drall geben sollen. Ein solches Motto kann schon eine Wucht sein.

Manche Bücher haben kleine Vorsprüche, die dem Text den richtigen Drall geben sollen. Ein solches Motto kann schon eine Wucht sein. Man stelle sich vor, einer schreibt einen dicken Roman und stellt ihm dieses Zitat aus "Hamlet" voran: "Worte, Worte." Das hätte doch Größe. Oder wie wäre es mit dieser köstlichen Alternative von Denis de Rougement: "Das aber ist klar: entweder schreiben oder ausgehen."

Im neuen Roman von Ulrich Woelk treffen wir am Anfang gleich auf zwei Motti, eines für das ganze Buch und dann noch mal eines für das erste Kapitel. Das fürs ganze Buch stammt aus Sloterdijks "Kritik der zynischen Vernunft" und geht so: "Es ist das modernisierte unglückliche Bewusstsein, an dem Aufklärung zugleich erfolgreich und vergeblich gearbeitet hat." Naja, das ist lau aufgegossener Adorno. Das zweite Motto gefällt mir viel besser. Woelk hat es dem Film "Titanic" entnommen. "Jack: Wie hast du herausgefunden, dass ich unschuldig bin? Rose: Gar nicht." Köstlich. Und dann legt Woelk los mit der Liebe: "Ein Mann und eine Frau in einem Hotelzimmer auf dem Bett, dessen Decke dabei auf den Boden gerutscht ist." Dabei! So lakonisch kann in der deutschen Literatur geschlechtsverkehrt werden. "Haut und Nacht. Es ist zwei, halb drei vielleicht, draußen regnet es, der Schein der Straßenlaternen ..." Wenn Sie mehr aus Woelks Roman "Liebespaare" hören wollen, können Sie das am Donnerstag um 21 Uhr im Buchhändlerkeller (Carmerstr. 1).

Die Kulturpolitik erfährt eine Neuausrichtung, was etwa an der Schröderschen Installation des BBK abzulesen ist, des Beinahebundeskulturministers. Wenn Nida-Rümelin nicht gerade in den Büchern seiner Gefährtin liest oder in den Zeitungen Ethik praktiziert, balanciert er auf einem Seil zwischen föderalem und gesamtstaatlichem Kulturverständnis. Aber die Absturzgefahr ist nicht so groß. Das Seil liegt auf dem Boden. Sie brauchen also keine Angst zu haben, dass Ihnen die Podiumsdiskussion am Montag um 19 Uhr in der Akademie der Künste vor Spannung den Atem verschlägt. Über "Deutsche Kulturpolitik im 21. Jahrhundert" sprechen Ulrich Eckhardt (vom "Rat für die Künste"), Ernst Gottfried Mahrenholz (ein ehemaliger Verfassungsrichter), Nida-Rümelin (Bund), Christoph Stölzl (Berlin) und Hans Zehetmair (Bayern).

Haben Sie Lust, mal mit Stephen King zu mauseln? Oder mit Elke Naters? Aber nein, nicht was Sie wieder denken. Ich meine mit "ou", das Plastikschächtelchen also, mit dem man auf einem Filzfleckchen rumruckelt, damit einem der Bildschirm komische Sachen zeigt. Und wie kommen sie ran an Stephen und Elke? Einfach dreimal w, einmal de und dazwischen die Buchstaben dtv eingeben. Dann öffnet sich nicht nur die Seite eines Taschenbuchverlages, sondern ein veritables Kulturportal oder wie das heißt. Und dort gibt es Link-Listen, mit denen Sie zur "Aktion Selberschreiben" bei Arte gelotst werden, oder eben zu Mister King und Frau Naters.

Vielleicht hätten Sie es aber lieber nicht so elektronisch? Sondern mehr wirklich und so. Kein Problem, gehen Sie am Sonntag um drei zu Tanja Dückers Kaffeetrinken: Café Brazil (Gormannstr. 22). Das Buch heißt auch "Café Brazil". Es enthält Erzählungen aus den verschiedensten Weltgegenden, darunter auch Oberneumais, von dem vielleicht noch nicht einmal der Herr Zehetmair genau weiß, wo das nun wieder liegt.

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