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Kultur: Wahlen in Hamburg: Klar zur Wende, Admiral

Erst Hamburg, dann Berlin. Der Wunsch der Liberalen ist einfach: zwei Regierungsbeteiligungen.

Erst Hamburg, dann Berlin. Der Wunsch der Liberalen ist einfach: zwei Regierungsbeteiligungen. So hofft man in der Berliner Parteizentrale. Sollte sich bei den Wahlen an der Elbe das Ergebnis für die FDP oberhalb der kritischen fünf Prozent verfestigen, wäre die erste Teilhabe an der Macht zum Greifen nah. Dann könnte nur noch eine Große Koalition dazwischenkommen.

Und wenn die FDP in Hamburg nicht in die Regierung gelangt? Mit "zwei bis vier Jahren in der Opposition" könnte Rudolf Lange leben. Der Mann, der erst seit einem Jahr in der FDP ist, sollte die Partei nicht nur in die Bürgerschaft und in die Regierung führen. Er sollte etwas erreichen, das vielleicht noch viel wichtiger ist - und das hat er wohl schon geschafft hat: Einigkeit. Denn die Hamburger Liberalen waren berühmt für vieles, für Geschlossenheit und Schlagkraft nicht. Der Landesverband zeichnete sich durch Flügel aus, deren Vertreter kaum mehr miteinander sprachen. Es gab Zeiten, da tat sich ein Landes-Chef lediglich durch die Äußerung hervor, auch Bettler sollten Steuern bezahlen. Aus ihrer miserablen Lage konnte die Hamburger FDP eigentlich nur ein Außenseiter befreiten. "Es hätte auch ein Fußballer sein können", hat Rudolf Lange einmal eingeräumt. Rudolf Lange war nicht Kicker, er war Konteradmiral. Als Sicherheitsexperte fiel er den liberalen Außenministern Genscher und Kinkel auf. Beide ermutigten ihn, den Seiteneinstieg in die Politik zu probieren.

Jetzt ist Lange gerade 60 Jahre alt geworden. Als Profi sieht er sich nicht, er war nie Gremienpolitiker, er will es auch nicht sein. Die Unabhängigkeit, die er aus seiner Biografie und seinem späten Parteieinstieg bezieht, begreift Lange gerade als politisches Kapital. Das kann er jetzt ausspielen. Im Vorfeld der Wahl hatte er für den Wechsel geworben und ein Mitte-Rechts-Bündnis mit CDU und Ronald Schill, dem großen Sieger vom Sonntag, nicht ausgeschlossen. Doch er legte sich nicht fest, auch nach der Wahl noch nicht. "Hamburg will den Wechsel", forderte er am Abend zwar erneut. Doch auch bei möglichen anderen Konstellationen, "wird man sehen, wie sich liberale Positionen durchsetzen lassen".

Weil ihm Postengeschacher und Parteienmacht keine selbstverständlichen Konzepte sind, glaubt Lange, besonders sachlich mit Schill umgehen zu können. Doch unbedingt eine Koalition der Machterringung - dazu sagt er nein. Er, Lange, sei die Garantie, dass die FDP sich nicht verbiegen werde, nur um die Macht im Rathaus zu übernehmen.

Rudolf Lange hat mit großer Ausdauer Pflege- und Altenheime besucht, er hat mit Kranken gesungen und alles versucht, einen monothematischen Wahlkampf über Sicherheit zu verhindern. Doch die Kombination aus Schill und den Anschlägen in den USA war übermächtig. Für die Partei der Freiheit und der Bürgerrechte war es da ein Gottesgeschenk, als Spitzenkandidaten einen Mann zu haben, den niemand als Weichei beschimpft. In Krisenzeiten und angesichts der Terror-Debatte mag Datenschutz nicht sonderlich populär sein. Ein ehemals hoher Militär ist es. Oder kann es sein. Zumindest verschreckt seine Bundeswehr-Vergangenheit nicht so sehr, wie dies zu anderen Zeiten vielleicht der Fall wäre.

In der Berliner Bundes-Zentrale war man stolz auf Lange. Der Neuling schlage sich wacker, erkannten alte Kämpen an. Der Kontakt zwischen Hamburg und Berlin war stets eng. Lange genierte sich nicht, in unklaren Situationen den Rat der Bundes-Prominenz einzuholen. Beiden, der FDP-Führung im Bund wie in der Hansestadt, war dennoch klar, dass eines in Hamburg nicht erreicht werden konnte: 18 Prozent.

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