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Kultur: Was du ererbt von deinen Vätern ...

Friedrich Schinkel, der große Architekt und Vater der Denkmalpflege in Preußen, nannte die historischen Bauten den "schönsten Schmuck", ohne den das Vaterland leer sei wie eine unbewohnte Provinz. Richard von Weizsäcker, Bundespräsident a.

Friedrich Schinkel, der große Architekt und Vater der Denkmalpflege in Preußen, nannte die historischen Bauten den "schönsten Schmuck", ohne den das Vaterland leer sei wie eine unbewohnte Provinz. Richard von Weizsäcker, Bundespräsident a. D. und erster Schirmherr der Deutschen Stiftung Denkmalschutz (DSD) mit Sitz in Bonn, formulierte es weniger pathetisch, als er am Dienstag in der Berliner Humboldt-Universität mit dem Preis der deutschen Bürgerinitiative zu Gunsten alter Bauten, ausgezeichnet wurde: "Ich habe nicht mehr und nicht weniger getan, als mit nie unterbrochener Freude für historische Bürgerhäuser, Kirchen, Schlösser, Stadtmauern, Bauerngehöfte und andere Bauten zu werben. Auch heute tue ich es gern und mit großer Bewunderung für die Arbeit der Deutschen Stiftung Denkmalschutz und ihrer vielen Helfer". Das Preisgeld von 50 000 Mark kommt der Fassadenrenovierung der nach Entwürfen von Schinkel erbauten Kirche in Annenwalde (Landkreis Uckermark) zugute.

Weizsäcker erinnerte an den früheren Leiter der Kulturabteilung im Bundesinnenministerium, Sieghardt von Köckritz, nach dem der jetzt zum zweiten Mal verliehene Denkmalpreis benannt ist. Erster Preisträger war 1999 ZDF-Intendant Dieter Stolte. Als Kulturpolitiker und Kunstfreund habe sich von Köckritz nach der Wiedervereinigung für die Rettung des Denkmalbestandes in der DDR eingesetzt. Ohne ihn würde es viele Bauten und Kunstwerke nicht mehr geben.

In ihren Reden blickten Bernhard Servatius und Gottfried Kiesow, der eine Vorsitzende des Kuratoriums und der andere Vorsitzende des Vorstands der 1985 gegründeten Deutschen Stiftung Denkmalschutz, sichtlich bewegt zurück. Als dem damaligen Bundespräsidenten von Weizsäcker die Schirmherrschaft angetragen wurde, seien dessen Protokollbeamte zunächst skeptisch gewesen. Keiner, auch nicht der Bundespräsident, habe geglaubt, welch starker Baum sich aus dem kleinen Pflänzchen entwickeln würde. Richard von Weizsäcker selber habe nie nur Galionsfigur sein wollen, sondern er habe kräftig mitgemischt, gelegentlich auch Aufträge an die Denkmalstiftung erteilt. Sieghardt von Köckritz und Richard von Weizsäcker seien ein "Gottesgeschenk" für den Denkmalschutz gewesen, erklärte Kiesow, weil sie mit ihrer Autorität den Denkmalgedanken in Kreise trugen, die eigentlich nicht viel mit alten Bauten zu tun haben.

Nach Weizäcker haben auch die späteren Bundespräsidenten Herzog und Rau die Schirmherrschaft über die DSD übernommen, um die Spendenbereitschaft wach zu halten. So konnten in den vergangenen 16 Jahren mehr als 600 Millionen Mark wurden für gefährdete Gebäude und Kunstwerke ausgegeben werden. Heute stehen der Denkmalstiftung pro Jahr rund 90 Millionen Mark zur Verfügung, darüber hinaus verwaltet sie treuhänderisch über 90 Stiftungen mit einem Kapital von 32 Millionen - mit dem Ziel, die Erträge dem "schönsten Schmuck des Vaterlandes" zukommen zu lassen.

Einen Grund, sich auf Lorbeeren auszuruhen, gibt es trotzdem nicht, wie auch der Präsident der Humboldt-Universität, Jürgen Mlynek, betonte, als er seine Pflegefälle beschrieb - das Hauptgebäude Unter den Linden, das Naturkundemuseum und der so genannte Trichinentempel, der über 200 Jahre alte Hörsaal der Tierarzneischule (nahe der Charité) hätten dringend Hilfe nötig. Bis zur Zweihundertjahrfeier der Universität 2002 sollen die Gebäude wieder in vorzeigbarem Zustand sein.

Helmut Caspar

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