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Was machen wir heute?: Den Auftritt proben

Wenn in Berlin der Frühling ausbricht, dann steigt die Stimmung, das ist nicht zu übersehen. Ob es an den Nacktjoggern im Tiergarten oder den Open-Air-Karaokesängern im Mauerpark liegt, die allesamt in diesen Tagen ihrer Tätigkeit aufnehmen?

Wenn in Berlin der Frühling ausbricht, dann steigt die Stimmung, das ist nicht zu übersehen. Ob es an den Nacktjoggern im Tiergarten oder den Open-Air-Karaokesängern im Mauerpark liegt, die allesamt in diesen Tagen ihrer Tätigkeit aufnehmen? Tatsache ist, die Freiluftsaison in Berlin fördert einen gewissen Hang zur Selbstdarstellung – und, so hört man, die Ansprüche gerade auch des touristischen Publikums steigen. Ein paar entblößte Dauerläufer brächten heute keinen Wochenendtouristen mehr dazu, seine Kamera auszupacken. Sich einfach so vor dem Brandenburger Tor ablichten zu lassen, sei übrigens auch total von gestern! Zurzeit engagiere man sich dafür ein menschengroßes Huhn, einen Indianerhäuptling oder einen NVA-Soldatendarsteller, um das Bild facebooktauglich aufzupeppen.

Man staunt, wie es den touristischen Anbietern gelingt, mit leichter Hand das Freakige mit dem Lässigen, das Schräge mit dem Glamourösen zu verbinden. Doch Maßstäbe im Auftritt setzte vor allem folgendes Ereignis, das sich kürzlich direkt vor der Stadt stilvollster Herberge, dem Adlon, zugetragen hat: Mopsartiger Hund nähert sich dem Eingangsbereich. Der Hund ist bekleidet, er trägt eine Art Hunde-T-Shirt, auf dem steht „Ich war’s nicht!“ Etwa ein Meter vor Portier und Teppich wird er langsamer und lässt sein Gesäß in Zeitlupe Richtung Boden sinken. Der Portier steht kerzengerade und raunt anerkennend: „Jetzt wird’s interessant“. Hund schaut nach links und nach rechts, und als er sicher ist, dass alle den Text gelesen haben, senkt er das Hinterteil nochmals und macht sein Häufchen. Vor dem Hotel hat sich eine internationale Menschentraube gebildet. Der Hund schaut unbewegt in das Meer der staunenden Gesichter. Er weiß, er war’s, und sie wissen es auch. Die Kameras klicken. Ein großer Auftritt. Das wird sein Sommer. Kirsten Wenzel

Nicht jeder ist ein Naturtalent. Falls Sie einen großen Auftritt planen – warum nicht Schauspielunterricht? Zum Beispiel bei Acting People: www.acting-people.de

Kirsten Wenzel

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