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Was machen wir heute?: Die DDR besuchen

Wie ein Rentner die Stadt erleben kann - ins Museum gehen.

Drei Klassen drängen sich um 10 Uhr in den engen Gängen des DDR-Museums. Der Rentner und der Künstlerfreund sehen zuerst ein kleines Modell des Todesstreifens. Der Rentner glaubt anfangs, wieder den Unterdrückungsapparat des untergegangenen Staates vorgeführt zu bekommen. Weit gefehlt! Wenige Schritte weiter steht ein Trabi. Der Rentner steigt ein und kräftig am Lenkrad drehend kann er auf dem Bildschirm durch eine Plattenbaulandschaft fahren. Gegenüber wird eine Woche in der DDR vergegenwärtigt. Der Montag zeigt die Kleinsten im Kindergarten, zu festgelegten Zeiten wurden sie gemeinsam auf den Topf gesetzt.

Die Küche kommt dem Rentner nicht fremd vor: Die Emailletöpfe waren auch in West-Berlin zu kaufen. Die Wärmekanne mit dem eiförmigen Metallmantel und dem Isolierglaseinsatz ist auch heute noch häufig zu sehen. In der Vitrine ein Schreiben: Sebastian gratuliert seiner „lieben Mutti“ zum Internationalen Frauentag. Die Besucher lächeln. Frühere DDR-Bürger erkennen sich und ihre Umwelt wieder. Auch der Rentner und der Künstlerfreund lächeln. Die Dinge und Einrichtungen erinnern an die eigene Vergangenheit im Westen, vielleicht etwas ärmlicher und etwas spießiger, aber sie sind nicht wirklich fremd. Und außerdem: Es erscheint alles so lange her, alles ist ferne Geschichte.

Videos und Bilder zeigen das FKK-Leben in der DDR: Nackte Frauen und Männer bei Spiel und Tanz; sie sehen auch nicht anders aus als im Westen. Hier sind die Menschen anscheinend gleich – inzwischen hat der wiedervereinigte Staat die Flächen dafür stark eingeschränkt. Interessant ist die Rede eines Arbeiters aus einem Lautsprecher: „Man hatte das Gefühl, wir konnten nur so gut leben, wie wir arbeiteten.“ Und Arbeit machte nur Spaß, wenn sie gut war. „Das ganze Politische ging uns am Arsch vorbei. Ob es nun gut oder schlecht war, es war wie es war.“ Vielleicht ist das die Quintessenz der Ausstellung: Es gab auch ein Leben in der DDR.Plümper

DDR-Museum, Karl-Liebknecht-Straße 1 Berlin-Mitte, Mo.–So. 10–20, Sa. 10–22 Uhr

Plümper

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