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Kultur: Was machen wir heute?: Geschenke basteln

Nicht ohne Neid habe ich neulich an dieser Stelle registriert, dass sich der kleine Sohn von Kollege U. eine Brio-Holzeisenbahn wünscht.

Von Andreas Austilat

Nicht ohne Neid habe ich neulich an dieser Stelle registriert, dass sich der kleine Sohn von Kollege U. eine Brio-Holzeisenbahn wünscht. Eine Eisenbahn aus Holz! Wie wunderbar. Die ist erstens pädagogisch wertvoll, zweitens gut für die Umwelt (nachwachsender Rohstoff!), und drittens kann man das Ding zur Not selber bauen, sollten einem 159,95 Mark für das Original zu teuer sein. Drittens ist allerdings nur wohl sortierten Heimwerkern zu empfehlen.

Ich erinnere mich noch gut, wie mir mal die 80 Mark für einen Holz-Bauernhof zu viel waren. Schon aus Prinzip. Den Hof wünschte sich unser Sohn, als er so vier, fünf war. Die Nacht vor Heiligabend musste ich durchbasteln, damit der Eigenbau in einer leicht abgespeckten Version überhaupt fertig wurde. Er kam übrigens um einiges teurer als das Original. Es macht sich ja keiner einen Begriff davon, was Leisten, Scharniere und Farben kosten. Außerdem waren die richtige Säge und der Modellbaubohrer auch nicht billig.

Im Jahr darauf hat sich der Junge einen Panzer gewünscht. Selber schuld, werden Sie vielleicht denken, wahrscheinlich hat das Kind eine Aversion gegen Holzspielzeug entwickelt. Nein, nein, der Bauernhof war eigentlich ganz hübsch. Schuld war der Freund, der einen Panzer zum Geburtstag bekommen hatte. Klarer Verstoß gegen die Antikriegsspielzeugkonvention im Kindergarten. Es hat dem betroffenen Vater auch nichts genutzt, zu erklären, dass der Panzer UN-Lackierung trage und eindeutig friedensstiftend sei. Unser Sohn bekam natürlich keinen Panzer, sondern das Piratenschiff von Playmobil. Das ist zwar aus Plastik, aber nur ganz leicht bewaffnet.

Diesmal wünscht er sich ein Expeditions-U-Boot aus Zinkspritzguss, so ein teures Actionteil mit zig Funktionen. So etwas kriegt man mit der Laubsäge nicht hin. Womit wir uns dem Tipp nähern: Letzten Sonntag haben wir den Markt der Kontinente in den Dahlemer Museen besucht. Das ist eine Art überdimensionaler Souvenirladen mit Kunsthandwerk und kulturellem Rahmenprogramm aus Afrika und Asien. Zuerst war unser Sohn ja nicht so begeistert. Unter Souvenirs stellt er sich mehr so nachgemachte Fußballtrikots vor, wie sie an italienischen oder spanischen Stränden für kleines Geld verkauft werden. Inter Mailand gibt es aber nicht auf Batik-Hemden. Und für mexikanische Kerzenleuchter hat er genauso wenig übrig wie für indonesische Möbel, koreanische Märchen oder chinesische Pipa-Musik. Bis er dann dieses Blechspielzeug entdeckt hat, mit dem die Kinder Madagaskars spielen. Flugzeuge, Autos, Schiffe, alles aus Ölkanistern, Bierdosen und Fischkonserven, alles unglaublich detailliert. Da hat er schon gestaunt.

Blechschiffe! Ich meine, was madegassische Kinder können, das müsste man doch auch irgendwie schaffen. Immerhin habe ich ja noch den Bohrer. Und bis Weihnachten bleiben 14 Tage. Wir werden vorsichtshalber mal ein paar leere Dosen sammeln. Kosten ja nichts.

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