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Was machen wir heute?: In Washington anrufen

Es kommt der Tag, sagte mir die Kollegin A. neulich, da müssen Söhne ihre Väter vom Sockel stoßen.

Von Andreas Austilat

Es kommt der Tag, sagte mir die Kollegin A. neulich, da müssen Söhne ihre Väter vom Sockel stoßen. Hmh. Der Junge, ich habe es an dieser Stelle schon einmal angedeutet, ist doch gar nicht da. Der ist in Amerika. Aber ich werde ihn abholen, nächsten Sommer. Dieses eine Mal wird sein Vater noch mal zeigen, was er kann.

Die Frage ist nur, wann holen wir ihn? Sein Visum läuft ab, wenn die Schule endet, das ist am 30. Juni, dann hat er noch 30 Tage Zeit, in den USA herumzureisen. Genaues wird aber bei der Einreise festgelegt und in den Pass gestempelt. So steht es im Internet.

„Junge“, habe ich ihn am Telefon quer über den Atlantik gefragt, „was steht in deinem Pass?“ – „Weiß nicht“ – „Guck doch bitte mal “ - „Okay“ – „Jetzt gleiiiich“ - „Da steht nur Krikelkrakel“. Was heißt hier Krikelkrakel?

Er hat mir ein Foto des Stempels gemailt. Tatsächlich, Krikelkrakel. In 200-prozentiger Vergrößerung ließ sich so etwas wie „J 1“ ausmachen. Und die Buchstaben „D S“. „J 1“, habe ich im Internet gefunden, bedeutet Ende des Visums plus 30 Tage. Aber was bedeutet „DS“? Hmh, Amerikaner können sehr streng sein. Wenn der Junge bei der Ausreise Ärger kriegt, bin ich schuld.

Anruf bei der US-Botschaft: Visa-Auskünfte sind leider kostenpflichtig, wählen Sie die 0900er Nummer oder zahlen Sie 15 Euro per Kreditkarte. Schade, 0900er Nummern habe ich sperren lassen.

„Das weiß ich leider auch nicht“, erklärte mir dann eine freundliche weibliche Stimme für 15 Euro auf Englisch. „Am besten, Sie rufen die Grenzschutzbehörde an.“ Wo ist die denn? „In Washington“.

Ich habe mich kreuz und quer durch Washington telefoniert. Bis ich bei Officer soundso landete. „Das mit dem ,DS’ ist nicht wichtig“, hat er gesagt, „aber ich kann ja mal gucken.“ Nach gefühlten zehn Minuten war er wieder da: „Er darf 30 Tage länger bleiben“.

Na also. Anruf beim Sohn: „Alles in Ordnung, mach dir keine Sorgen.“ Er: „Wieso, ich mach mir keine Sorgen.“ Ach, der Junge, er muss noch viel lernen. Andreas Austilat

P.S.: Reisebüros, die auf die USA spezialisiert sind, wissen so etwas auch!

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