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Was machen wir heute?: Investments und Eheverträge

Es wird uns niemand vorwerfen können, dass wir unsere Investition nicht lange genug vorbereitet hätten.Ein Plan wurde gefasst, und verworfen.

Es wird uns niemand vorwerfen können, dass wir unsere Investition nicht lange genug vorbereitet hätten.

Ein Plan wurde gefasst, und verworfen. Rechnungen wurden angestellt, das Geschäft als riskant eingestuft, finanziell und auch für die junge Ehe. Jetzt fiel nach zwei Jahren Bedenkzeit die Entscheidung.

In Berlin gibt es nun einen Haushalt mehr, der sich das Abonnement eines Pay-TV-Anbieters leistet. Die Gründe sind verrauchte, übervolle Kneipen, geschwätzige Fernsehmoderatoren, ein Senderkonzept, das aus Fußballberichterstattung eine abendfüllende Werbeplattform mit kurzer Sportunterbrechung macht.

Die Ehefrau, um die es hier geht, war anfangs sehr skeptisch. „20 Euro im Monat, plus Kabelanschluss, ohne den es technisch nicht funktioniert. Insgesamt ein bisschen viel für ein paar Fußballspiele, findest du nicht?“ Fand der Gatte, um den es hier geht, im Prinzip auch, behielt er aber für sich. Es kam ihm trotzdem kleinlich vor. Seither haben sich ein paar Dinge geändert. Die Ehefrau hat ihr Studium beendet und verdient: Geldargument tot. Der Fußballverein, um den es hier geht, ist Stammgast in der Champions League, Königsklasse des europäischen Vereinsfußballs. Im frei empfangbaren Fernsehen wurden bisher fast nur die Spiele von Bayern München übertragen. Die Kneipen, die zuverlässig Spiele der anderen Mannschaft zeigen, sind inzwischen zwei Stunden vor Anpfiff so voll, dass sie Türsteher haben. Jedes Spiel dauert so 390 Minuten. Wer Urlaub nimmt, sitzt vielleicht.

Als die Frau sagte, „wir machen das jetzt mit dem Pay-TV“, klang es verschwörerisch, als plane sie einen Bankraub. Sie hatte Bedingungen, ein Ehevertrag wurde formuliert. Gegenleistung für jedes Spiel: einmal Theater. Sie bezahlt das Fußballabo. Alles ihre Idee. Super- Deal, ehrlich. Win-Win, ohne Risiko. Scheidung ausgeschlossen. Marc Neller

Die Berliner Theater spielen wieder. Spielpläne findet man im Internet, zum Beispiel über die Seite: www.theater-index.de/regio/berlin. htm. Wer im DT oder BE nach Karten ansteht, kann die Zeit reinvestieren, die er durch Pay- TV spart.

Marc Neller

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