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Was machen wir heute?: Namen vergeben

Neulich plauderte ich mit einem erfolgreichen Journalisten. M.

Neulich plauderte ich mit einem erfolgreichen Journalisten. M. schwärmte davon, wie er als Student nächtelang mit Gleichgesinnten über Politik diskutiert habe. Und wo diese Kollegen mittlerweile alle Karriere gemacht haben, in den großen Parteien dieses Landes. Warum er selbst nicht in die Politik gegangen sei, fragte ich. „Mit meinem Namen?“, entgegnete M. Sein Familienname endet auf die Silbe „itsch“. Das klinge zu fremd, sagte er. Damit könne man „in der Politik nichts reißen“.

„Komm“, sagte ich, „Franz Vranitzky war sogar Bundeskanzler in Österreich.“ Ein Eigentor. „Österreich“, seufzte M. und sah mich mitleidig an. Dort überrasche ihn „generell gar nichts“. Ich ließ nicht locker. „Cem Özdemir hat in Berlin Karriere gemacht!“ Aber M. signalisierte nur, dass er von den Grünen ungefähr gleich viel halte wie von Österreich. Manche Menschen stehen sich selbst im Weg.

Namen bedeuten gar nichts! Manche Ärzte heißen „Krebs“, der Kapitän der deutschen Fußballnationalmannschaft „Lahm“. Warum sollten in der Politik andere Spielregeln gelten? Ich persönlich finde zum Beispiel „Wulff“ schwierig. Aber der Name gehört natürlich zu Deutschland. Mit „Hein“ habe ich großes Glück gehabt. Die Restaurantkette Nordsee hat mal mit einem meiner Namensvettern geworben: „Hein privat“ stand unter dem Bild eines Karpfens im Wasser, und „Hein geschäftlich“ unter dem eines Fischburgers. Hein Blöd wiederum, den Kumpel von Käpt’n Blaubär, kennt jedes Kind. Und Freund Hein werden wir früher oder später alle begegnen.

Herr Wulff oder Frau Leutheusser-Schnarrenberger mögen glamouröse Posten haben. Dennoch finde ich Familiennamen, die auf „itsch“ enden, schöner. Und „Hein“ sowieso. Als Zeichen der Emanzipation konnte ich mich aber dazu durchringen, dass mein Sohn nicht Hein heißt, sondern nach seiner Mama. Das macht mich stolz. Hoffentlich kriegen wir wenigstens einen Preis dafür! Till Hein

Vorschläge werden noch bis zum 22.10. entgegengenommen: Berliner Frauenpreis, Telefon: 90138933, katrin.strauch@senwtf.berlin.de

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