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Was machen wir heute?: Tagebücher spenden

Liebes Tagebuch! Am Vorabend meines 16.

Liebes Tagebuch! Am Vorabend meines 16. Geburtstages will ich zum ersten Male die Feder ansetzen, um von nun an Dir alle meine großen und kleinen Freuden und Leiden anzuvertrauen.“ Mit diesen Worten begann Jutta G. am 23. November 1942 ihre Lebensaufzeichnungen, die sich zunächst um ihre Probleme mit den Eltern drehen. Dass wir das heute nachlesen können, liegt daran, dass sie den Weg in eine einzigartige Bibliothek gefunden haben: ins Deutsche Tagebucharchiv in Emmendingen. Emmendingen ist weit, trotzdem lohnt sich ein Blick dorthin. Hat nicht jeder irgendwann seinen Herzschmerz zu Papier gebracht, Ideen für die Weltrevolution oder Urlaubsreisen beschrieben? Die intimen Gedanken, auch die peinlichsten, wegzuwerfen, fällt den meisten schwer, muss aber auch nicht ernsthaft erwogen werden: in Emmendingen werden sie gern gelesen und der Forschung zur Verfügung gestellt. Auch wenn da viel Banales steht („Vormittags habe ich wieder eine Bewerbung geschrieben“ Karl, 1986) sind die privaten Schriften für Sozialwissenschaftler und Historiker eine Fundgrube. Tagebücher geben unverblümte Einblicke, die in keinem Geschichtsbuch zu finden sind. Ohne Gedanken an eine spätere Veröffentlichung entstanden, bergen sie Aufzeichnungen ganz normaler Menschen, zum Beispiel von Jenny, die 1881 aus Paris nach Hause schrieb: „Hier ist alles immer gleich übertrieben, wenn die Damen nicht in glänzenden Toiletten strotzen, dann amüsieren sie sich auch nicht.“

Die eigenen Erinnerungen oder die der Großmutter kann man mit der Post nach Emmendingen schicken. Dort werden sie gelesen und nach Stichworten sortiert. Wer sich nicht sicher ist, ob er seine Werke für immer verschenken will, kann sie auch als Dauerleihgabe zur Verfügung stellen – das spart zu Hause Platz und ist außerdem ein Beitrag für die Wissenschaft. Britta Wauer

Deutsches Tagebucharchiv, Tel. 07641/ 574659 oder www.tagebucharchiv.de

Britta Wauer

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