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Kultur: Was machen wir heute?: Unter uns sein

Wer sagt eigentlich, dass man immer am Wochenende feiern muss? Es gibt da ja einen deutschlandweit gültigen Wochenrhythmus: Sonntags und montags erholt man sich vom Partystress und bleibt daheim, dienstags bis donnerstags geht man gemütlich clubben und eher früh ins Bett, freitags und samstags flirtet man und hat bis in den frühen Morgen ganz doll Spaß.

Wer sagt eigentlich, dass man immer am Wochenende feiern muss? Es gibt da ja einen deutschlandweit gültigen Wochenrhythmus: Sonntags und montags erholt man sich vom Partystress und bleibt daheim, dienstags bis donnerstags geht man gemütlich clubben und eher früh ins Bett, freitags und samstags flirtet man und hat bis in den frühen Morgen ganz doll Spaß. Also, ich finde das auf Dauer nicht sehr abwechslungsreich und bin froh, dass die Partywoche in Berlin ein wenig anders als im Rest des Landes funktioniert.

Mein Lieblingstag in Berlin ist der Montag, schon, weil die Berliner da ganz unter sich sind. Die Touristen sind wieder zu Hause, und wir können ganz entspannt feiern. Am besten geht das im WMF, das ja freitags und samstags inzwischen ein recht mittelmäßiges Musik-Programm spielt. Aber montags ist es dort etwas anders, nämlich ein bisschen wie früher. Seit ein paar Wochen ist im WMF wie schon letztes Jahr der Escobar-Club aus Friedrichshain zu Gast. Und dann ist es so, wie ich mir das eigentlich auch für die Wochenenden wünschen würde: Es wird ausgelassen getanzt, es sind genauso viele Frauen wie Männer da, und die Musik pendelt zwischen Ragga, Reggae, HipHop, Dancehall und Soca, der Sound ist abwechslungsreich, das Publikum ist es auch. Es gibt derzeit wohl keine Party-Veranstaltung in Mitte, bei der man so viele verschiedene Hautfarben sieht wie in der Escobar. Man hat den Eindruck, die ganze Welt ist da.

Wundern Sie sich übrigens nicht: Die Escobar im WMF wird jedesmal regelrecht überrannt. Daniel W. Best, einer der Veranstalter der Escobar, erzählte mir, dass jede Woche im Schnitt 800 bis 1200 Leute kommen. Das ist eine Zahl, von der jeder Berliner Clubbetreiber an den Wochenenden träumt. Könnte sein, dass es an der Open-Air Tanzfläche liegt, im Hof des WMF, viel wahrscheinlicher ist es aber, dass es mit der Musik zu tun hat. Jamaikanische Musik wie Reggae und ihre verschiedenen Spielarten sind seit zwei, drei Jahren nämlich neben HipHop der wohl beliebteste Sound unter Jugendlichen in Deutschland. In dieser Woche ist Shaggy mit seiner neusten Single "Angel" auf Platz zwei der deutschen Hitparade.

Das Sympathische an der Escobar ist, dass dort keine sündhaft teuren DJ-Superstars spielen. Statt dessen wurde das Berliner Urgestein DJ Barney Millah engagiert, und gelegentlich wird ein DJ-Kollege aus Hamburg oder Köln eingeladen. Nächsten Montag ist DJ Olli Sillywalks von dem gleichnamigen Sound System aus der Hansestadt zu Besuch, gemeinsam mit einem nicht ganz unbekannten Hamburger Reggae-Sänger, der aber nicht verraten werden darf.

Vielleicht sollte sich das Immer-außer-montags-WMF von der Escobar inspirieren lassen. Nach dem Umzug könnte so ein Reggae-Abend im Winter auch an den Wochenenden installiert werden. Dann könnten wir endlich mal wieder freitags oder samstags ins WMF, auch wenn wir dann vielleicht nicht ganz unter uns bleiben.

Daniel Haaksman

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