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Kultur: Was vom Juli bleibt

sucht Galerien in der Saure-Gurken-Zeit Der Juli ist der merkwürdigste Monat des Galerienjahres. Die Art Basel liegt wie ein Polster im Rücken der Händler.

sucht Galerien in der Saure-Gurken-Zeit Der Juli ist der merkwürdigste Monat des Galerienjahres. Die Art Basel liegt wie ein Polster im Rücken der Händler. Die Ferien im August stehen bevor. Die neue Saison startet erst im September mit den Messen in Berlin, Paris und London. Was machen die Galerien mit dem überzähligen Monat? Selten terminiert eine Galerie eine bedeutende Ausstellung in diese Zwischenzeit. Manche testen Debütanten. Manche arrangieren Lagerbestände.

Dieses Jahr kann man besser als je erkennen, dass sich bei den einst neuen Künstlern ein Zweitmarkt zu entwickeln begonnen hat, den die Händler nun offensiver als in den Vorjahren präsentieren. Nicht nur bei Nordenhake , aber hier prägnant. Die Galerie (Zimmerstraße 88/91; bis 24. Juli) zeigt mit „Out of Place“ Werke von Nan Goldin, Antony Gormley, Mona Hatoum, Ilya Kabakov, Ken Lum neben den Hauskünstlern Esko Männikkö, Erik Dietman und Miroslav Balka. Aber die Inszenierung ist eine typische Nordenhake-Schau: kühl, klar, hell und objektbezogen wie eine Messekoje. Und Fahnemann (Gipsstraße 14; bis 31. Juli) zeigt neben farbintensiven Serien von Imi Knoebel (9000 Euro) und intimen Zeichnungen von Kaeseberg (3400 Euro) eine frappierend starke Radierung von Elizabeth Peyton (5500 Euro!).

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Carlier/Gebauer (Holzmarktstraße 15-18; bis 31. Juli) nimmt die Frage von Adam Chodzko als Titel für die kurzweilige Schau mit Papierarbeiten von elf Künstlern. „Wie würden Sie den Himmel erleuchten?“, fragte Chodzko einige Beleuchtungstechniker und zeigt die Vorbereitungen dafür auf einem Zehn-Minuten-Video, um dann abrupt auf einer zweiten Projektionswand das ernüchternde Resultat zu präsentieren (16000 Euro). Wie bei Philosophen reicht die Frage weiter als die Antwort.

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Mehdi Chouakri (Holzmarktstraße 15-18; bis 31. Juli) eröffnet heute eine sehenswerte Debütantenschau mit vier kaum erprobten Künstlern. Matthew Burbiges zeigt eine Kreativitätsexplosion seines Basteltriebs und lässt die Energien in einem Gartenmodell allseitig expandieren. Die Form steckt in Details, die Libido in allem. Man kann darüber streiten, ob das Werk fertig ist oder mittendrin aufgegeben wurde oder erst angefangen hat, sich zu artikulieren oder schon überartikuliert ist. Doch da sich die Arbeit als Werk selbst fragwürdig macht, steht es genau am richtigen Punkt als Werkdebüt (4500 Euro). Denn niemand weiß, ob ein Beginn in sich zusammenfällt oder weit ausgreifend expandiert. Daher ist dieses Modell auch eine Allegorie. Aber die Königin der Schau ist Henrike Daum aus Münster. Sie lässt mit einer Projektion zwei Beine hoch an der Wand baumeln, spielt mit Drama, Risiko, Ungewissem und lässt dies so subtil und unbekümmert erscheinen, dass man denkt: das könnte sie sein, die Pipilotti Rist von heute (3500 Euro). Trifft dies zu, war die Abschiedsschau des Galerienjahrs im Puffermonat Juli ein Beginn. Auch in der Zwischenzeit geht die Geschichte weiter.

Peter Herbstreuth

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