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KUNST Stücke: Weiche Wände

Ist das ein Spiel, das Knut Henrik Henriksen im Raum von Sommer und Kohl treibt? Wie riesige Mikadostäbe liegen zwei Holzstöcke auf dem Boden der Galerie (Kurfürstenstraße 13/14, bis 24.

Ist das ein Spiel, das Knut Henrik Henriksen im Raum von Sommer und Kohl treibt? Wie riesige Mikadostäbe liegen zwei Holzstöcke auf dem Boden der Galerie (Kurfürstenstraße 13/14, bis 24. Oktober), zwei weiter lehnen verlassen an der Wand. Die Hölzer sind mit Klebeband umwickelt, scheinbar willkürlich und kunterbunt – jeweils ein Streifen in rot, grau, gelb oder orange. In denselben Farben kleben kleine Kreuze an den Wänden, dem Boden, der Zimmerdecke, immer zwei gleichfarbige Punkte liegen sich gegenüber. Die Gesamtlänge zweier Stöcke, die beispielsweise am blauen Klebestreifen übereinandergelegt sind, entspricht dem Abstand der beiden blauen Markierungspunkte. Es sind Henriksens „Sticks to measure volume (Sommer & Kohl) to be rebuilt somewhere else“ (4000 Euro) in der gleichnamigen Ausstellung, die es ermöglichen das ganze Volumen der Räume auf vier Holzstäbe zu komprimieren. Und transportierbar zu machen.

Einen Wunschraum dorthin bringen, wo er eigentlich nicht sein kann, einen Ort konservieren, vielleicht sogar einen Moment einschließen – das beschäftigt auch den jungen Künstler Andreas Golinski im neu eröffneten Projektraum Nymphius (Potsdamer Straße 70, bis 30. Oktober). Die Ruhrtalbrücke, die seine Heimatstadt Essen und Düsseldorf miteinander verbindet, ist Bezugspunkt einer unbetitelten Arbeit. Er spielt zum einen mit der Architektur: Die imposante, 1800 Meter lange Straßenbrücke ruht auf zwölf kleinen und sechs großen Trägern. Zwölf kleine und sechs große Stahlträger, schwarz lackiert, hat Golinski nun fest in Schraubstöcke gespannt, als habe dieser Verbindung etwas Unwiderrufliches an. Zum anderen bezieht er sich auf die traurige Berühmtheit der Brücke, die ebenfalls für Endgültigkeit steht: Denn immer wieder versuchen Menschen, sich dort das Leben zu nehmen. Die Vergänglichkeit der Existenz spiegelt sich Golinskis Arbeiten wider, der drei dieser hermetischen Objekte und dazu eine Betbank („L’odeur du silence est si vieille“, 6000 Euro) aus kaltem Stahl und tiefschwarz lackiert im Raum arrangiert hat. Sie lädt ein, sich mit der eigenen Existenz auseinanderzusetzen. Station machen, weitergehen. Leben. Sterben. Das ewige Spiel.

Juliane Primus

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