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Kultur: Wellen im Stadtbild

ARCHITEKTUR

Wie die Wellen bei ruhigem Seegang, so hebt und senkt sich die nur acht Zentimeter dünne Betonschale des Daches der wundervollen Hamburger Großmarkthalle (1962) von Bernhard Hermkes (1903–1995) in ruhigem Schwung. Neben der Hansestadt war Berlin die andere Hauptstation im Werk von Hermkes. Anhand zahlreicher Fotos sowie ausgewählter Modelle und Entwurfszeichnungen zeigt nun eine Werkschau im Ausstellungsforum des Architekturgebäudes der Technischen Universität (TU) Berlin Hermkes Schaffen (bis 23. Mai, Katalog 19 €). Zusammengestellt wurde die sehenswerte Ausstellung, die einen Beitrag zur Diskussion um die deutsche Nachkriegsmoderne bildet, von den Hermkes-Schülerinnen Inken Baller und Gisela Schmidt Kreyer an der Uni Cottbus, die dabei auf den umfangreichen Hermkes-Nachlass im Archiv der Akademie der Künste zurückgreifen konnten.

Gleich am ersten Hamburger Wiederaufbauprojekt wirkte auch Hermkes mit: den Grindelhochhäusern, der ersten deutschen Hochhaussiedlung. Weit weniger hoch hinaus gingen die Wohnhausgruppe in der Karl-Jacob-Straße (1950/52) und die Wohnsiedlung Lurup (1950/62).

Für Berlin entwarf Hermkes 1955 die Grundfigur des Ernst-Reuter-Platzes; hinzu kam 1968 die die Architekturfakultät der TU, an der er von 1955 bis 1969 den Lehrstuhl für Baukonstruktion inne hatte. Das Gelände der TU ist zugleich die Schnittstelle zur Landschaftsarchitektin Herta Hammerbacher (1900–1985), deren Schaffen ebenfalls mit einigen Blättern vorgestellt wird. Hammerbacher entwarf die beiden Gärten der TU südlich und nördlich der Straße des 17. Junis. Grüne Oasen im Stil des „landschaftlichen Gartens“. Teil dieser noch heute reizvollen Anlage ist der Tiefgarten zwischen dem Architekturhochhaus und dem Flachentrakt, den Hans Scharoun entworfen hat. Dort soll künftig eine Stele an die drei Architekten des Areals – Hammerbacher, Hermkes und Scharoun – erinnern.

Jürgen Tietz

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