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Kultur: Wer die Hosen an hat

Christian Tretbar wundert sich über die Kleiderordnung in der Politik

Diese Frage musste kommen. Und sie musste von einer Frau kommen. Denn Männern stellt sich diese elementare Frage nicht. Sie lautet: Hose oder Rock? Bluse oder Hemd? Wobei einem Mann zunächst einmal erklärt werden muss, was eigentlich der genaue Unterschied zwischen einer Bluse und einem Hemd ist. Doch das beschäftigt Donatella Versace nicht. Vermutlich kennt die italienische Modedesignerin den Unterschied. Aber sie will mehr Weiblichkeit, mehr Röcke in der Politik. Deshalb hat sie die US-Senatorin und Präsidentschaftshoffnung der Demokraten, Hillary Clinton, jetzt in der „Zeit“ aufgefordert, keine Hosen mehr zu tragen. Diese seien zwar bequemer, aber Hillary solle ihre Weiblichkeit als Chance begreifen und nicht der Männlichkeit in der Politik „nacheifern“.

Der klassische Hosenanzug ist unter Politikerinnen in der Tat sehr beliebt. Egal ob Angela Merkel in Deutschland, Ségolène Royal in Frankreich oder eben Hillary Clinton in den USA. Es scheint als könne man in Röcken keine Politik machen. Zu luftig, zu transparent vielleicht. Aber weit gefehlt: Maggie Thatcher hat es in ihren grauen Kostümen (für Männer: Röcke mit Bluse und Jackett) vorgemacht. Und möglicherweise hatte Donatella Versace ja die Politikverdrossenheit unter jungen Frauen im Auge, die man über den Rock wieder zur Politik führen könnte. Dumm nur, dass immer mehr junge Frauen lieber zur Jeans als zum Rock greifen. Außerdem heißt es in der Fachzeitschrift „Textilwirtschaft“, dass im kommenden Sommer das Männerhemd bei Frauen groß in Mode sein werde. Diese würden dann als Bluse oder Kleid fungieren. Und jetzt kommt’s: eine Hose dazu ist Pflicht, darüber ein breiter Gürtel.

Vielleicht wäre die Geschichte in den USA, im Irak und sonstwo auf der Welt anders verlaufen, hätte Monica Lewinsky damals im Weißen Haus Bluejeans getragen und nicht ein blaues Kleid.

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