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Kultur: Wer Recht hat

Christiane Peitz wundert sich über Claus Peymann Alle atmen auf. Hochstimmung beim Konzert in der Deutschen Oper, gute Laune in der Kulturverwaltung, fröhliche FeuilletonKommentare: Dank der kräftigen Bundesfinanzspritze ist Berlins jüngster Opernkrimi unblutig zu Ende gegangen und die Zukunft der Kulturhauptstadt noch lange nicht vorbei.

Christiane Peitz wundert sich

über Claus Peymann

Alle atmen auf. Hochstimmung beim Konzert in der Deutschen Oper, gute Laune in der Kulturverwaltung, fröhliche FeuilletonKommentare: Dank der kräftigen Bundesfinanzspritze ist Berlins jüngster Opernkrimi unblutig zu Ende gegangen und die Zukunft der Kulturhauptstadt noch lange nicht vorbei. Berlins Theater können getrost den Vorhang schließen und Ferien machen.

Alle? Nein, ein kleines erlesenes Haus am Schiffbauerdamm leistet Widerstand. Claus Peymann, Intendant des Berliner Ensembles, hat sich Peter Raue zum Anwalt genommen und will Berlin verklagen, wegen der angeblich vertraglich festgeschriebenen, nun gekürzten und ab 2006 gestrichenen Lotto-Mittel (siehe Meldung unten). Noch am Mittwoch hatte Kultursenator Flierl verkündet, auch das BE und die Schaubühne seien dank der Bundesgelder aus der Schusslinie. Peymann sieht das offenbar anders.

Stimmt schon: Mit der Lösung der Opernfrage sind längst nicht alle Kulturbaustellen geschlossen. Und ein bisschen trotzige Theatralisierung des Sparkurses kann nicht schaden. Aber befremdlich ist sie schon. Bislang sagte Peymann: Entweder die Lotto-Mittel, oder ich gehe. Jetzt sagt er: Entweder das Geld, oder ich klage. Das ist ein Unterschied. Die Kränkung, von Bürgermeister Wowereit seit der Kürzungsankündigung im März nicht empfangen worden zu sein, mag dabei eine Rolle spielen. Peymann will offenbar doch bleiben – und koste es einen Prozess.

Die Zeit der Prinzipale ist vorbei. Intendanten müssen längst auch haushalten können. Peymann kann das zweifellos, er hat ja sogar Rücklagen gebildet. Sein Haus ist populär, bestens ausgelastet, die (ungekürzten) Subventionen von 10,8 Millionen Euro sichern auch ohne Lotto den Spielbetrieb des BrechtTempels. Berücksichtigt man die Größe des Ensembles wie des Zuschauersaals, ist das BE im Vergleich zu anderen Bühnen der Stadt ziemlich gut ausgestattet. Infrage steht allerdings, ob man sich künftig große – und kostspielige – Regisseure wie Robert Wilson oder Peter Zadek wird leisten können. Geht es Peymann nur um sie?

Eines könnte ein Prozess immerhin klären: wie verbindlich staatliche Bemühenszusagen für nichtstaatliche Mittel, etwa für Lotto-Gelder, eigentlich sind. Mag sein, dass der Intendant vor Gericht Recht bekommt. Aber hat er in diesen Zeiten auch Recht?

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