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Das Konzerthausorchester Berlin beim Konzertformat „Mittendrin“.

© Frank Löschner.

Wie wird man Orchestermusiker?: Der harte Weg an die Spitze

Tausende Stunden üben, an der Hochschule angenommen werden, das Studium meistern. Wer eine Festanstellung im Orchester anstrebt, hat die härteste Prüfung dann noch vor sich.

Wer begeistert in einem Klassikkonzert sitzt, umbraust von den Klängen einer Brahms- oder Mahler-Sinfonie, verschwendet keinen Gedanken daran, wie hart der Weg auf die Bühne für jeden einzelnen Musiker, jede einzelne Musikerin war. Die Profis, die da aus gedruckten Noten lebendige Klänge machen, haben schon als Kinder und Jugendliche Tausende Stunden übend mit ihrem Instrument verbracht, um schließlich so gut zu werden, dass sie die Aufnahmeprüfung an der Musikhochschule bestehen konnten. Doch nach dem anspruchsvollen Studium folgt noch eine zweite Riesenherausforderung. Zumindest für jene, die eine Festanstellung bei einem staatlich subventionierten Orchester anstreben.

Wird dort eine Stelle frei, kann sich erst einmal jede und jeder bewerben. In die zweite Runde, zum sogenannten Probespiel, schaffen es nur wenige. Wer eine Einladung erhält, muss live vor dem versammelten Orchester vorher festgelegte Stücke interpretieren. Danach stimmt das Ensemble demokratisch ab, wer gut genug ist und wer nicht. Rund 20 Kandidatinnen und Kandidaten werden durchschnittlich zu einem Probespiel für eine ganz bestimmte Position eingeladen. Oft allerdings bringt der erste Ablauf noch kein Ergebnis.

Bei einer Umfrage der Gewerkschaft „Unisono“ gaben 70 Prozent der Orchester an, mindestens zwei Probespiel-Phasen zu benötigen, um ein neues Mitglied auszuwählen, das zum Qualitätsanspruch des Ensembles passt. Neun Prozent brauchen sogar drei oder noch mehr Durchgänge. Doch auch diejenige oder derjenige muss dann noch eine letzte Hürde nehmen – nämlich die Probezeit bestehen, die in der Regel ein ganzes Jahr dauert, bei Top-Orchestern wie den Berliner Philharmonikern sogar zwei Jahre.

Eine ganze Saison über lassen sich die Kolleginnen und Kollegen Zeit, um herauszufinden, ob sich die Neue oder der Neue sowohl künstlerisch wie auch menschlich ideal in die Gemeinschaft einfügt. Und die Anzahl derer, die am Ende dann doch wieder gehen müssen, ist gar nicht gering. Wer es schafft, hat in den staatlichen Institutionen allerdings seinen Job auch bis zur Rente sicher. Aber welcher Klassikfan denkt schon daran, wenn er oder sie begeistert in einem Konzert sitzt, umbraust von den Klängen einer Brahms- oder Mahler-Sinfonie?

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