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Kultur: Wüst gezaust

Das Marc Ribot Trio im Institut Français.

Seinen letzten Berliner Auftritt bestritt der New Yorker Gitarrist Marc Ribot allein. Dabei spielte er meist stille Stücke, wie auf seinem brillanten Album „Silent Movies“. Das Marc Ribot Trio im proppevollen Saal des Institut Français agiert in einem anderen Film. Seitlich zum Publikum sitzt der 59-jährige Regisseur Ribot krummgebeugt über seiner Gibson ES-225. Mit einem Fender Vibrolux-Verstärker im Rücken und einem Stundenglas vor ihm. Das er gleich umdreht und fließen lässt. Fließender Übergang vom Stimmen ins erste Stück. Die Elektrische klingt zunächst akustisch, mit einem zusätzlichen Mikrofon vor der Gitarre. Plirrendes Plätschern. Dazu Zischeln, Wischeln und Rappeln von Drummer Chad Taylor sowie das trockene Kontrabass-Knuppern des 77-jährigen Henry Grimes.

Marc Ribot tritt das Volumenpedal durch, das Melodische geht in atonale Schräglage, kippt jedoch nicht. Starker rhythmischer Rückenwind gibt dem Trio gewaltigen Schub im Soundsturm, mit Tönen so wüst gezaust wie die grauen Haare des rasanten Gitarristen. Der wippt nach vorne und nach hinten, die Brille gehalten von einem Band im Hinterkopf. Die wunderbar vielstimmigen Freejazzklänge der Saxophonisten Albert Ayler und John Coltrane übersetzt er in seinen eigenen Stil, mit schrulligen Schrägeleien auf der Gitarre. Nervös flackerndes Lärmen im Wechsel mit kontemplativer Ruhe zu gestrichenem Bass und gewischten Trommeln, gezischten Becken. Enorm vielseitig sind Ribot und seine fabelhafte Band. Nach sechs Stücken in fast zwei Stunden marschieren sie raus. Geschafft und zufrieden. Toll. H. P. Daniels

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