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Kultur: Zauber der Moderne

Toplose von Ury bis Beuys in der Villa Grisebach

Aus nebeligen Blautönen lösen sich dunklere Streifen und Brücken mit gelblichen Lichtreflexen auf dem Wasser – die Strahlkraft elektrischen Lichts in den modernen Städten des 19. Jahrhunderts. So hielt der Berliner Maler Lesser Ury (1861–1931) in dem Ölgemälde „London im Nebel“ (1,5–2 Mio. Euro) 1926 seine Impressionen der Metropole fest. Sei es in London, Paris oder vor allem in seiner Wahlheimat Berlin: Überall spürte der unermüdliche Flaneur, den transportablen Malkasten stets im Gepäck, der Poesie der Großstädte nach. Ließ sich vom Licht- und Schattenspiel verführen, vom neuen Glanz der elektrischen Beleuchtung, den modernen Städtern und neuartigen Automobilen. Lange vor der Fotografie schuf er Momentaufnahmen des großstädtischen Lebens, bewegte Stimmungsbilder mit magischen Lichtreflexen. Die 16 Ölgemälde und Pastelle aus einer Hamburger Privatsammlung, die am kommenden Freitag versteigert werden, sind deshalb auch ein Höhepunkt der aktuellen Herbstauktionen in der Villa Grisebach.

Neben Urys Werken werden klassische und zeitgenössische Fotografien, Werke aus drei Jahrhunderten und Grafik versteigert. Michaela Kapitzky, eine der Geschäftsführerinnen der Villa Grisebach, äußert sich optimistisch über die anstehenden Auktionen: Es würden mehr Lose angeboten als im Frühjahr, darunter Einzellose von höherem Wert. Deshalb rechnet das Haus mit einem höheren Gesamterlös: 13,7 Millionen sollen die Versteigerungen einspielen.

Toplose über der Millionengrenze sind Emil Noldes „Landschaft mit ruhenden Kühen“ von 1925 (1-1,3 Mio. Euro) und Max Beckmanns „Kleines Varieté (in Mauve und Blau)“ von 1933 (800 000–1,2 Mio. Euro). Im Bereich der Gegenwartskunst sind Anselm Kiefers Gemälde „Dein blondes Haar, Margarete“ von 1981 für 250 000–350 000 Euro, Andy Warhols Serigrafie „Joseph Beuys“ (um 1980) auf einem Nylon-Wäschebeutel (80 000–120 000 Euro) – ein Ergebnis der ersten Begegnung der beiden Titanen der Gegenwartskunst – und das Ölgemälde „Ascension“ von Alex Katz (2002) zu nennen, das mindestens 200 000 Euro bringen soll.

Zum Auftakt bietet das Auktionshaus Fotografisches, darunter eine 1941 im „Life“-Magazin erschienene Aufnahme Robert Capas aus dem spanischen Bürgerkrieg (10 000–15 000 Euro) und die Komposition „Shipyard Detail“ von Edward Weston (12 500–15 000 Euro). Von Interesse dürfte auch ein Konvolut von 36 Vintages des Fotografen Horst von Harbou sein: Dokumente der Dreharbeiten zu Fritz Langs „Metropolis“ aus dem Nachlass der Schauspielerin Brigitte Helm (5000–7000 Euro). Angela Hohmann

Villa Grisebach, Fasanenstr. 25; Vorbesichtigung: 20.–24.11, Sa–Di 10–18.30, Mi 10–17 Uhr. Auktionen: 25. 11., 15 Uhr (Fotografie), 26. 11., 17 Uhr (Lesser Ury & Ausgewählte Werke), 27. 11., 10 Uhr (Moderne).

Angela Hohmann

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