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Kultur: Zauberer im Unfugladen

Bescheidenheit geht nicht, aber Selbstironie hilft.Im Deutschen Theater, an einem sonnigen Sonntagvormittag, plaudert Kurt Böwe über seinen Beruf und über die Leute, mit denen er in diesem Beruf zusammengekommen ist.

Bescheidenheit geht nicht, aber Selbstironie hilft.Im Deutschen Theater, an einem sonnigen Sonntagvormittag, plaudert Kurt Böwe über seinen Beruf und über die Leute, mit denen er in diesem Beruf zusammengekommen ist.Eigentlich soll, will er ja vorlesen aus einem neuen Buch: "Der Unfugladen oder Endlich Schluß mit dem Theater?", das Hans-Dieter Schütt angeregt und nach vielen Gesprächen aufgeschrieben hat.Böwe liest auch vor, aber immer wieder nimmt er die Brille ab, blickt ins Publikum, ergänzt und kommentiert das feierlich Gedruckte, macht sich neue Gedanken über die Gedanken, die er sich beim Reden und Aufschreiben gemacht hat, hält inne, kommt wieder in Fluß Nichts Fertiges, Gültiges, Beständiges also wird vorgetragen, eher "unsterbliche Lügen".Denn so steht es auf dem zarten, ein säulengestütztes Bühnenportal andeutenden Prospekt hinter dem Holztisch und dem Stuhl: "Künstlerische Wahrheit besteht aus unsterblichen Lügen."

So äußert sich der Schauspieler, Tage vor seinem siebzigsten Geburtstag, über das Stück-Werk Theater, über seinen eitlen Spieltrieb, über den Unfug und den Jahrmarkt als Ausgangspunkt des Theaters.Das Bekenntnis zum Publikum kommt dazu - "wenn im Parkett keiner sitzt, kann der sich auf der Bühne alle Genialität der Welt bescheinigen lassen, die wird ihm nichts nutzen".Die vielen Zuschauer im Deutschen Theater lauschten Böwe atemlos.Zum Schluß hielt es keinen auf den Sitzen - es gab jubelnden, herzlichen Beifall.

Das Buch (Verlag Das Neue Berlin, 190 Seiten, 24,80 DM) enthält auch Auskünfte prominenter Kollegen und Regisseure(Andrea Breth, Wildgruber, Johanna Schall, Wuttke, Geschonneck) über die Schauspielerei.Neben vielen anderen Befragungen Kurt Böwes wird das Fernseh-Gespräch mit Günter Gaus (1997) dokumentiert.Dann kommt der "Abschied", eine Betrachtung des Publizisten Schütt über einen Schauspieler, der sich nun aus mancher Repertoirepflicht erlöst und versucht, müheloser zu leben.Im Weggehen von der "organisierten" Bühnen-Präsenz also auch ein Versprechen.

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