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Kultur: Zopfpulli

THEATER Bob ist eine arme Sau. Aus dem Zuschauerraum entführt, ist er auf der Bühne Marcias Gelüsten ausgesetzt.

THEATER

Bob ist eine arme Sau. Aus dem Zuschauerraum entführt, ist er auf der Bühne Marcias Gelüsten ausgesetzt. Marcia ist eine „unsatisfied housewife“ und will nur eines: Sex. Wild soll er sein, hart und schnell. Schon reibt sie ihren Unterleib an Bobs Knie und brüllt: „This is not a joke, this is SEX!“ Need (Regie: Calvin McBride) lautet der Titel des „Play in five parts about relationship". „Need“ wie Bedürfnis, „Need" wie brauchen. Und die Bedürfnisse der fünf Charaktere auf der Bühne der Friends of Italian Opera (noch heute, 20 Uhr) könnten unterschiedlicher kaum sein. Marcias tief religiöser Ehemann Richard träumt zum Beispiel von romantischen Schmusestunden und stundenlangen Gesprächen über Gefühle. Im gestreiften Zopfpulli und ausgeleiherten Jogginghosen wispert er: „Touch me, take me to paradise.“ Marcias Bedürfnisse sind auch für ihn eine Belastung und deshalb „braucht“ er seinen Freund und Nachbarn Bob. „Could you service my wife?“, fragt er. „Yes, like a car. Fill her tank!“ Die Beziehungsprobleme der jungen Gillian sind schwerwiegender. Ihre Leidenschaft sind Messer - stundenlang poliert sie die Objekte ihrer Begierde, versorgt sie mit knackigen Karotten, weißen Pilzen, saftigen Gurken. Doch dann verliebt sich das rothaarige Mädchen in Rose, das Küchenmesser. Der Versuch, in der Öffentlichkeit als Paar anerkannt zu werden, wird zum Desaster: „My brother and his friends started teasing her and saying horrible shameful things“, erzählt Gillian unter Tränen von den Demütigungen der anderen. Mit solchen Absurditäten halten die fünf Schauspieler einer neurotischen, medialisierten Gesellschaft auf charmante Art den Spiegel vor. Denise Dismer

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