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Kultur: Zorn der Gerechten

RAGGA

Berlin! Fire! Burn Den! Judgement Pon Babylon! – Heilige Scheiße, kommt hier wieder so ein religiöser Eiferer, der die Welt retten will. Seine Stimme ist nicht nur laut, sie dröhnt – und sie kommt aus Jamaika. Gestützt auf soliden spirituellen Rastafari- Wahnsinn hat Sizzla die Kunst des Sprechgesangs auf eine neue Ebene gehoben, manisch und exaltiert bis zur theatralischen Groteske. Eine Musik, mit der er sich selbst und alle anderen in Brand setzt. Seine Themen: Gerechtigkeit, ab nach Afrika, Haile Selassie preisen, Marihuana rauchen, Liebe machen, Lügen aufdecken, das verdammte System angreifen. Und wenn er auch nicht der Psychopath ist, für den ihn manche halten, so hat er doch so viel Wut im Bauch, dass er jemanden braucht, der die Musik organisiert. Beim Konzert im Maria stärkt ihm die exzellente X-Terminator-Crew den Rücken. Besonders Gitarrist Earl „Chinna“ Smith, ein graubärtiger Roots-Rock-Veteran, schmuggelt feine Bottleneck-Figuren unter die gehämmerten Riddims. Dabei werden Songs meist nur angerissen. Im Talkover- Stakkato prasselt Sizzlas Organ wie ein Buschfeuer im Bobo-Ashanti-Land, geht dann völlig auf in allerschönstem Rastafari-Gospel-Schmelz, nur um gleich wieder alles kurz und klein zu raspeln. Da steht er, der Dancehall-Prediger und nimmt die Huldigungen seiner heidnischen Fangemeinde mit der gleichen Selbstverständlichkeit entgegen wie einen Joint.

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