zum Hauptinhalt

HÖREN: Zu Höchstem berufen

Landläufig werden hoch singende Männer gern als Countertenöre, Altisten oder Sopranisten bezeichnet. Besser wäre es freilich, sie Falsettisten zu nennen, weil dieser Begriff am sachlichsten ausdrückt, was tatsächlich mit der Stimme geschieht.

Landläufig werden hoch singende Männer gern als Countertenöre, Altisten oder Sopranisten bezeichnet. Besser wäre es freilich, sie Falsettisten zu nennen, weil dieser Begriff am sachlichsten ausdrückt, was tatsächlich mit der Stimme geschieht. Schließlich singen diese Männer gezielt nicht in der eigenen, natürlichen Stimmlage, sondern in einer gewissermaßen falschen. Außerdem rückt mit der Bezeichnung Falsettist auch die Kunst jener Sänger in den Blick, die lange vor dem Zeitalter der großen Kastraten des 18. Jahrhunderts virtuos in hohen Lagen sangen.

Interessanterweise gibt es seit etwa zehn, 15 Jahren immer mehr Männer, die hoch singen. Meistens haben sie erst durch Zufall bemerkt, wie schön sie beim Falsettieren klingen, haben aus Spaß eine Frauenstimme nachgeahmt, jemand anders wurde aufmerksam – schon war ein neuer Falsettist geboren.

Wer anfängt, hoch zu singen, und dann weiterlernen möchte, durchläuft alle Stationen einer regulären Gesangsausbildung. Er übt das Atmen und Artikulieren, lernt Koloraturen und Vokale zu formen bei immergleicher Stimmfarbe, weitet den Tonumfang aus, nach oben wie nach unten. Gerade in dieser Hinsicht ist vieles möglich. Denn auch wenn Falsettisten manchmal immer noch das Nachsehen haben, etwa in den unteren Lagen, wo sie nur selten die Dramatik eines weiblichen Mezzosoprans erreichen, lässt sich zumal die Höhe der jungen Männerstimme gut trainieren.

Auch Fülle kann man durch konsequente Arbeit erwerben, glücklicherweise. Der Zeitgeschmack verlangt seit längerem nach runden Stimmen, selbst bei Sopranen und Tenören. Wie weit die hohe Kunst des Falsettierens inzwischen gediehen ist, lässt sich am Dienstag um 20 Uhr in der Philharmonie erfahren, wo einer der Besten seiner Zunft, der gebürtige Kroate Max Emanuel Cencic, bei einem moderierten Benefizkonzert zugunsten der Stiftung „Gute Tat“ auftritt. Cencic, der von den Dresdner Kapellsolisten begleitet wird, singt eine große Arie von Antonio Caldara; neben ihm stellen weitere Berühmtheiten ihr Können in den Dienst der guten Sache, darunter der Bratscher Nils Mönkemeyer, der Geiger Michael Barenboim oder die Pianistin Mona Asuka Ott.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false