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Kultur: Zu zweit allein

Sie sind auf einer Suche ohne Ziel: Die blonde Lena und der dunkelhäutige Vaughn ziehen gemeinsam durch die Ödnis Australiens. Als Kompass dienen ein altes Fotoalbum und eine zerknitterte Postkarte der Oper von Sydney.

Sie sind auf einer Suche ohne Ziel: Die blonde Lena und der dunkelhäutige Vaughn ziehen gemeinsam durch die Ödnis Australiens. Als Kompass dienen ein altes Fotoalbum und eine zerknitterte Postkarte der Oper von Sydney. Man reist per Anhalter oder geht zu Fuß. Manchmal regnet es aus heiterem Himmel. Am Horizont, über den dunkle Wolken ziehen, steht für beide das Idealbild liebender Eltern, wie sie die früh verlassenen Kinder nie erlebt haben. Am Ende wird es heißen: zurück auf Anfang. Und trotzdem wird etwas anders sein.

Berlinale 2002 Online Spezial: Internationale Filmfestspiele Tagesspiegel: Alle Berichte, Reportagen, Rezensionen Gewinnspiel: meinberlin.de verlost Filmbücher Fotostrecke: Ausschnitte aus den Wettbewerbsfilmen Regisseur Ivan Sen ist mit einigen Kurzfilmen in Australien so bekannt geworden, dass sein erster Langfilm "Beneath Clouds" gleich im Wettbewerb der Berlinale gelandet ist. Im Gespräch wehrt er sich dagegen, als Aborigine-Regisseur abgestempelt zu werden. Der Konflikt zwischen den Ureinwohnern Australiens und den immer noch herrschenden Weißen lässt ihn jedoch auch in "Beneath Clouds" nicht los. Die blonde, blauäugige Lena (schön stachelig: Dannielle Hall), die auf der Suche nach ihrem irischen Vater den "Makel" ihrer Aborigine-Mutter zu vergessen sucht, träumt sich nach Irland als Insel der Seligen. Und Vaughn (für einen Autoknacker unwahrscheinlich sanft: Damian Pitt), der aus dem Gefängnis ausgebrochen ist, um seine sterbende Mutter zu besuchen, lässt keine Gelegenheit aus, mit den Weißen Streit zu suchen. Denn er fühlt sich diskriminiert.

Eigentlich verkörpern beide für einander das Feindbild, gegen das sie kämpfen und vor dem sie gleichzeitig fliehen. Lena ist für Vaughn die Weiße, deren Leben bislang keine Herausforderung kennt. Vaughn ist für Lena der Aborigine, der niemals eine Chance haben wird. Vielleicht jedoch hätte es dem Film besser getan, wenn er sich ganz auf das allmählich entstehende Vertrauen zwischen den beiden Einzelgängern beschränkt hätte. Stattdessen verwendet Sen viel Kraft darauf, Vorurteile widerlegen zu wollen - und betont damit die Gräben umso mehr. Dass ein alter weißer Farmer, der Vaughn scheinbar kritisch gemustert hat, sich als hilfsbereiter Gutmensch entpuppt, dass die Jugendgang, die die beiden auf der Flucht unterstützt, verantwortlich ist für Vaughns Gefängnisaufenthalt oder der hilfsbereite Schwarze, der die beiden im Auto mitnimmt, bald beginnt, seine Frau zu schlagen: Alles belegt überdeutlich, dass keiner ist, was er scheint.

Trotzdem ziehen Lena und Vaughn eine klare Trennungslinie zwischen "meinen Freunden" und "deinen Freunden". Der Zuschauer wird das Gefühl nicht los, dass auch der Regisseur mit der Trennung im Kopf filmt.

Christina Tilmann

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