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Kultur: Zuckerkuss

Nostalgische Kunst beim finnischen Kulturfestival

„Wenn wir“, sagt der finnische Botschafter René Nyberg, „von Helsinki aus nach Süden blicken, ist Berlin die nächste große Kulturstadt.“ Über solche Sätze freut man sich in Berlin – noch mehr, da der Botschafter gleich eine kleine, feine Ausstellung mitgebracht hat, um zu zeigen, was wir, blickten wir von Berlin aus nach Norden, so alles entdecken könnten. „Schichten der Erinnerung“ markiert den Beginn eines einmonatigen Kulturfestivals unter dem lustig gemeinten Titel „HelsinKissBerlin“, das Kunstformen aus der finnischen Hauptstadt zeigt. In der Zusammenstellung von Arbeiten aus der Sammlung des Museums für zeitgenössische Kunst Kiasma wird hohes Niveau deutlich. Zugleich ist auch das Lustige verschwunden: Auf die überzogen typisierte Landschaftsmalerei von Heli Hiltunen verweisen alle, die den Begriff der finnischen Nostalgie erklären wollen, ebenso auf die biblisch anmutenden Sonnenuntergänge, die Petri Ala-Maunus auf Müll aus New Yorker Straßen malt. Am deutlichsten werden die Subtilität und der melancholische Grundton der Arbeiten – die sich angenehm von der verbreitet brachialen Skandinavien-Folklore abheben – in Pauliina Turakka Purhonens Jesus-Skulptur. Die Pfarrerstochter hat den „Mann der Schmerzen“, mit den Malen der Kreuzigung und dem Unglauben Thomas’ versehrt, aus ihres Vaters Kirche nachgebildet. Allerdings als weiche Puppe, aus dem gleichen Blumenstoff, aus dem man in Finnland Kinderspielzeug näht.Lennart Laberenz

Noch bis 2. Mai im Haus der Nordischen Botschaften; Info: www.helsinkissberlin.de

Lennart Laberenz

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