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Kultur: Zug um Zug

„Twenty Cigarettes“ von James Benning im FORUM

Dokumentarfilme von James Benning schaffen einen Sog, der den Zuschauer in eine neue Art des Sehens und Erkennens zieht. Dieser nicht. Wolken, Eisenbahnen, Bergseen, Ruhe und Bewegung, davon handeln Bennings bekannteste Werke. Diesmal werden Zigaretten weggeraucht. In seinen Landschaftsmalereien wird Zeit sichtbar, Raum hörbar. In diesem Film bleibt nur das äußere Schema übrig.

20 Personen mit 20 Zigaretten zeigt die Kamera nacheinander, nah, aus leichter Untersicht, mit Kopf, Hals, Schultern, in immer derselben festen Einstellung von etwa fünfeinhalb Minuten. Den Rauchern merkt man an, dass sie Regieanweisungen befolgen: Platz einnehmen, Zigarette anzünden, rauchen, weiter nichts tun. So werden sie vor der Kamera zu Darstellern von Minidramen in immergleichen Variationen. Mal schauen sie ernst ins Leere, dann überlegen sie offensichtlich, was das alles soll, gern geben sie sich auch grüblerisch und gegen Ende lächeln sie erleichtert. Nur einer, Nr. 12, hält sich nicht daran: Er ruft seinen Hund zu sich, fragt ihn ein dutzend Mal, was er denn denke, das nutzt aber nichts, denn er gibt ihm keine Antwort. Niemand zeigt Freude oder Genuss, insofern ähneln sie den verdrucksten Gestalten, wie man sie allerorten in „Raucherecken“ sieht. Daher der Wunsch an den Dokumentarfilmer: Retour à la Nature. Die spielt einem nichts vor, sondern regt zu Meditation und Reflexion an. Helmut Merker

Heute 22 Uhr (Cinemaxx 4); 20. 2., 14 Uhr (Delphi)

Helmut Merker

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