zum Hauptinhalt
Bibi Andersson als Krankenschwester Alma in Ingmar Bergmans "Persona". Der Film kam 1966 in die Kinos.

© imago / Entertainment Pictures

Zum Tod der Schauspielerin von Bibi Andersson: Die Mädchen, die Frauen

Sie spielte die unbeschwerten Frauen - bis sie in Ingmar Bergman "Persona" ins Charakterfach wechselte: zum Tod der schwedischen Schauspielerin Bibi Andersson.

Als Ingmar Bergman ein Foto der beiden Freundinen sah, von Bibi Andersson und Liv Ullmann, war er fasziniert. Von ihrer Ähnlichkeit, ihrer Verschiedenheit. So entstand 1965 „Persona“: Die Szene, in der die Gesichter der Frauen übereinander geblendet sind, hat Filmgeschichte geschrieben. Und jede dachte, es sei die andere zu sehen: Andersson glaubte, Ullmann zu erkennen, und Ullmann umgekehrt Andersson. Der Regisseur nannte seinen Film eine Sonate für zwei Instrumente.

Es war nicht der erste Film, den die schwedische Schauspielerin Bibi Andersson mit Bergman drehte. Bereits in „Wilde Erdbeeren“ und „Das siebente Siegel“ (beide 1957) hatte sie vor seiner Kamera gestanden. Und das allererste Mal mit 15 Jahren, in einer Seifenwerbung: Als Prinzessin gibt sie dem dank der Seife wohlriechenden Schweinehirten hundert Küsse, auf einer Theaterbühne. 1935 als Tochter einer Sozialarbeiterin und eines Geschäftsmanns geboren, absolvierte sie ihr Schauspielstudium unter anderem an der Schule des Königlichen Dramatischen Theaters in Stockholm. 1956 engagierte Bergman sie für sein Teaterensemble in Malmö. Die beiden wurden ein Paar, bis 1959.

Andersson war nicht gerade glücklich mit ihrem Image einer fröhlichen, unbeschwerten jungen Frau. „Ich musste all diese netten Schulmädchen spielen“, sagte sei einmal. „Aber das wollte ich nicht. Ich wollte die Rollen, die Harriet (Andersson) bekam. Und dann bekam Liv (Ullmann) sie.“ Auch wenn sie sich oft übergangen gefühlt habe: Sie habe großartige Rollen bei Bergman spielen können.

Der Filmemacher Ingmar Bergman und die Schauspielerin Bibi Andersson in einer TV-Show 1988. Die beiden waren in den 50er Jahren ein Paar.
Der Filmemacher Ingmar Bergman und die Schauspielerin Bibi Andersson in einer TV-Show 1988. Die beiden waren in den 50er Jahren ein Paar.

© imago / TT

Im Mittelalter-Drama „Das siebente Siegel“ ist sie die einzige, die als junge Mutter etwas Licht in die finstere Geschichte vom Ritter und dem leibhaftigen Tod bringt. In „Wilde Erdbeeren“ spielt sie eine Tramperin und die rückblickend erinnerte Jugendliebe eines alternden Professors: eine Doppelrolle, eine Männerfantasie. Aber mit ihrer Vitalität, ihrem ungestümen Geist sprengte Andersson den engen Rahmen ihrer Figuren auch immer wieder auf.

Zwei Identifikationen einer Frau: Bibi Andersson und Liv Ulmann in "Persona"

Erst als Krankenschwester Alma im Psychodrama „Persona“ konnte sie ins Charakterfach wechseln. Elisabet, eine berühmte Schauspielerin (Ullmann), kommt in ärztliche Behandlung, weil sie apathisch wird und nicht mehr spricht. Die Patientin wird mit Alma auf eine einsame Insel geschickt. Die eine redet, die andere schweigt – und beide geben zutiefst Persönliches preis. Zwei Identifikationen einer Frau: Mit den Dreharbeiten wurden Liv Ullmann und Bergman ein Paar, ebenfalls für etwa fünf Jahre.

Andersson stand auch bei John Huston und Robert Altman vor der Kamera

In 13 Bergman-Produktionen spielte Andersson mit. Auch in Werken von John Huston („The Kremlin Letter“), Mai Zetterling („Die Mädchen“), Robert Altman („Quintett“) und Gabriel Axel („Babettes Fest“) stand sie vor der Kamera und wurde vielfach ausgezeichnet. Unter anderem gewann sie Darstellerinnenpreise in Cannes und auf der Berlinale. Sie stand auch weiter auf der Bühne, und führte in den 80er Jahren am Theater in Stockholm auch selbst Regie.

Gedreht hat sie bis 2009, bis zu einem Schlaganfall, seitdem war sie teilweise gelähmt. Am Sonntag ist die Schauspielerin Bibi Andersson in Stockholm gestorben, im Alter von 83 Jahren. Man trauere um eine der bekanntesten Schauspielerinnen Schwedens, twitterte das schwedische Filminstitut. „Bibi Anderssons Errungenschaften für das schwedische Kino können nicht hoch genug bewertet werden“, sagte Institutschefin Anna Serner. (mit dpa)

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false