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Einer der ganz großen Dramatiker des amerikansichen Theaters: Edward Albee

© Reuters/Jeff Christensen

Update

Zum Tod des US-Dramatikers Edward Albee: Der Psychorealist

Das amerikanische Theater hat einen seiner wichtigsten Autoren verloren. Zum Tod des Pulitzer-Preisträgers Edward Albee, der mit "Wer hat Angst vor Virginia Woolf?" berühmt wurde. Er starb im Alter von 88 Jahren.

Alle Welt kennt ihn wegen seines Theaterstücks „Wer hat Angst vor Virginia Woolf?“. Auch an den Berliner Bühnen erringt der Bühnenklassiker immer wieder Kultstatus, vor allem Jürgen Goschs Inszenierung mit Corinna Harfouch und Ulrich Matthes, Katharina Schmalenberg und Alexander Khuon am Deutschen Theater, die 2005 zum Theatertreffen eingeladen wurde. Oder zuletzt im Theater am Kurfürstendamm mit Katja Riemann und Peter René Lüdicke 2011. Nun ist der Autor des doppelten Ehe-Bestiariums gestorben: Der amerikanische Dramatiker Edward Albee erlag am Freitag im Alter von 88 Jahren in seinem Haus in Montauk im Bundesstaat New York den Folgen einer kurzer Krankheit.

Vielen Kritikern zufolge galt Albee in den USA als einflussreichster Dramatiker seiner Zeit. Mit hintersinnigem Witz beschrieb er in seinen Dramen die Laster einer verzweifelten Generation, die Angst des Menschen vor der Einsamkeit und amerikanische Familien, die sich unter einer Fassade modernen Lebens verstecken und selbst täuschen. Nach Einschätzung vieler Beobachter belebte er die in den USA langsam aussterbende Gattung des Dramas neu und half dabei, sie als Kunstform am amerikanischen Theater zu erhalten.

Albees Stücke lösten nicht selten Kontroversen aus. Im März 1928 als Edward Harvey geboren – unterschiedlichen Quellen zufolge in Washington oder in Virginia – wurde er kurz nach seiner Geburt zur Adoption freigegeben und schließlich von Reed und Francis Albee aufgenommen. Da das Paar in der Theater- und Kinobranche arbeitete, wuchs Albee in einer Bühnenumgebung auf. Schon in seiner Schulzeit fing er an, Geschichten und Gedichte zu verfassen.

Liz Taylor gewann einen Oscar für die Verfilmung von "Wer hat Angst vor Virginia Woolf?"

In den fünfziger Jahren zog es ihn ins New Yorker Künstlerviertel Greenwich Village. 1958 schrieb er das Stück „Die Zoogeschichte“, das ein Jahr später in Berlin uraufgeführt wurde, bevor es den New Yorker Broadway eroberte. Die Themen: Angst, Tod, Desillusionierung. In dieser Zeit revolutionierte Albee mit seinen psycho- und sozialrealistischen Stücken die zeitgenössische Dramatik – einschließlich des Beziehungsdramas „Wer hat Angst vor Virginia Woolf?“, mit dem er 1962 endgültig Furore machte. Zwei Jahre wurde das Stück am Broadway aufgeführt, 1966 von Mike Nichols mit Liz Taylor und Richard Burton in den Hauptrollen verfilmt. Taylor gewann für ihre Rolle als Martha den Oscar, Albee selbst wurde mehrfach für „Virginia Woolf“ ausgezeichnet, jenes Stück, dessen Echo auch in jüngeren Dramen wie Yasmina Rezas „Gott des Gemetzels“ nachhallt.

Albee erhielt drei Pulitzer-Preise, aber nicht für "Virginia Woolf"

Den begehrten Pulitzer-Preis erhielt Albee gleich dreifach, für die Stücke „Empfindliches Gleichgewicht“ (1966), „See-Eskapade“ (1974) und „Three Tall Women“ (1991), aber eben nicht für „Wer hat Angst vor Virginia Woolf?“. Die mit knapper Mehrheit getroffene Entscheidung gegen Albees Stück führte zum Austritt mehrerer Jurymitglieder.

In seinem Spätwerk entwickelte sich Albee dann zunehmend zu einem konservativen Autor, die Strahlkraft seiner Stücke wurde blasser. Gleichwohl wurde ihm 2005 der renommierte Tony Award verliehen, für sein mehr als 30 Dramen umfassendes Gesamtwerk. Die Schauspielerin Mia Farrow würdigte Edward Albee nun auf Twitter als „einen der größten Dramatiker unserer Zeit“.

Vor einem schweren chirurgischen Eingriff hatte Albee vor einigen Jahren folgende Notiz geschrieben, die im Fall seines Todes verbreitet werden sollte: „An Euch alle, die mein am Leben sein so wundervoll, so aufregend und so vollständig gemacht haben, meinen Dank und all meine Liebe.“ Tsp/AFP/dpa

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