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Terry Hall 2016 beim „Riot Fest“ in Chicago.

© Imago/Zuma Wire

Zum Tod von Terry Hall: Die Wut war sein größter Antrieb

Berühmt wurde Terry Hall mit der Ska-Band The Specials. Später lieferte er perfekten Pop. Nun ist er mit 63 Jahren gestorben.

Zuletzt, als er mit seiner Band The Specials noch einmal ein Album mit dem Titel „Encore“ veröffentlichte, wirkte Terry Hall desillusioniert. Es sei „sehr frustrierend“, noch immer gegen Rassismus ansingen zu müssen, sagte der Sänger 2019 im Gespräch mit dem Tagesspiegel.

„Als wir vor 38 Jahren ,Ghost Town’ herausbrachten, dachten wir, dass sich das vielleicht irgendwie auf die Zukunft auswirkt, aber das ist nicht passiert. Weil es eben nur eine Platte war.“

Nur eine Platte? „Ghost Town“ war der größte Hit der Band, drei Wochen auf Platz 1 der UK-Singlecharts im Sommer 1981. Und ein bissiger Kommentar zu den Ausschreitungen in den britischen Städten, die von Margaret Thatchers Klassenkampf von oben ausgelöst worden waren. Die Ska-Band, die 1977 in Coventry gegründet worden war, verstand sich dezidiert als politisches Kollektiv.

Bekannt wurden die Specials, als der BBC-DJ John Peel die Debütsingle „Gangsters“ in seiner Sendung spielte. Ihre schlicht „Specials“ und „More Specials“ genannten Alben kamen beim Label 2 Tone Records heraus, das der Band-Keyboarder Jerry Dammers gegründet hatte.

Die Firma, bei der auch Bands wie Madness oder The Selecter unter Vertrag standen, entwickelte sich zum zentralen Impulsgeber für die zweite britische Ska-Welle. Das schwarz-weiße Schachbrettmuster der Corporate Identity besaß antirassistischen Symbolcharakter.

Ende nach dem Durchbruch

Ironischerweise trennten sich die Specials kurz nachdem sie mit ,Ghost Town’ den endgültigen Durchbruch geschafft hatten. „Wir stritten uns viel innerhalb der Band. Es wäre heuchlerisch gewesen, weiterhin unsere Botschaft von Einigkeit zu verbreiten“, sagte Hall später.

Er gründete mit zwei seiner Bandkollegen die kurzlebige New-Wave-Gruppe Fun Boy Three, mit der er Clubhits wie „The Lunatics“ oder „Really Saying Something“ erschuf. Daraus ging die Edelpop-Band The Colourfield hervor, für die das Ende nach zwei Alben kam.

Terry Hall war unermüdlich, schrieb mit seiner zeitweiligen Gefährtin Jane Wiedlin von den Go-Gos den Gassenhauer „Our Lips Are Sealed, arbeitete mit Dave Stewart, den Lightning Seeds und Tricky zusammen. Und brachte 2008 die Specials wieder zusammen.

„Meine Wut ist immer noch da“, stellte er 2019 fest. Angefacht diesmal vom Brexit und dem damit verbundenen neuen Nationalismus. In der Nacht zu Dienstag ist Terry Hall nach kurzer schwerer Krankheit gestorben. Er wurde 63 Jahre alt.

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