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Kultur: ZURÜCK - POP

Sie kommt im roten Jeansmini und mit billigem T-Shirt auf die Bühne, ihr Haar ist strähnig.Debbie Harry, inzwischen 53 Jahre alt, ist nicht schön, sondern erinnert an eine chinesische Drachenbeschwörerin, die schon etwas aus dem Leim gegangen ist.

Sie kommt im roten Jeansmini und mit billigem T-Shirt auf die Bühne, ihr Haar ist strähnig.Debbie Harry, inzwischen 53 Jahre alt, ist nicht schön, sondern erinnert an eine chinesische Drachenbeschwörerin, die schon etwas aus dem Leim gegangen ist.Doch spricht das eher für als gegen sie: Sie wird verehrt wie eine Diva, ein Fan überreicht ihr einen Blumenstrauß.Sie beißt eine Blüte ab und pustet die Blätter ins Publikum.Auf der Bühne der Columbiahalle passiert matschiger Schweinerock.Der Bassist hat eine Rod-Stewart-Frisur und ein enges Lederjacket mit hochgekrempelten Ärmeln an.Die Bühne ist lieblos, taghell ausgeleuchtet.Als wollten Blondie im schönsten Punkstil allen in den Hintern treten und sagen: Seht ruhig zu, wie wir euch das Geld aus der Tasche ziehen, ihr Volltrottel.Dann kommen endlich "Heart Of Glass" und "Number One", die Harry kalt, gläsern, modulationsfrei vorträgt, die Gänsehaut und Frostbeulen machen, immer noch und wieder.Harry hat mit ihrer vor zwanzig Jahren erfolgreichen Band sehr vielen, die heute abend hier sind, sehr viel bedeutet.Einige Frauen haben sogar ein letztes Mal das alte Hundehalsband mit Nieten und ihre Stretchjeans ausgegraben.So sind wir für einen Abend wieder angelangt in dieser schummrigen Zeit des Nichtmehr und Nochnicht, wo kurz vor der Jahrtausendwende wie unter Zwang noch schnell sämtliche tollen Bands der 80er Wiedergeburt und -vereinigung feiern müssen.Fehlt jetzt eigentlich nur noch Bananarama.

SUSANNE MESSMER

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