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Kultur: Zuwanderung: "Wir müssen heute damit anfangen"

Klaus Clausnitzer ist Präsident des Landesarbeitsamtes Berlin/Brandenburg. Herr Clausnitzer, eine Arbeitslosenquote von 16 Prozent in Berlin, in Brandenburg noch etwas mehr.

Klaus Clausnitzer ist Präsident des Landesarbeitsamtes Berlin/Brandenburg.

Herr Clausnitzer, eine Arbeitslosenquote von 16 Prozent in Berlin, in Brandenburg noch etwas mehr. Gibt es einen Konflikt zwischen der Zuwanderung und dem Arbeitsmarkt?

Wenn wir das im größeren zeitlichen Zusammenhang sehen, brauchen wir auch für die Bundeshauptstadt und das Umland Zuwanderung. Wir wissen, wie viel Menschen es jetzt und in dreißig Jahren gibt, und wir wissen, wie alt sie sind. Deshalb wissen wir auch, dass wir in absehbarer Zeit nicht mehr genügend Arbeitskräfte haben werden. In zwanzig Jahren brauchen wir viel mehr Zuwanderer, wenn wir das Niveau der jetzigen Beschäftigung halten wollen. Wir müssen nur heute damit anfangen.

Wo fehlen denn jetzt Arbeitskräfte?

Für den Bereich der Informationstechnologie gibt es weder hier noch in ganz Deutschland die Hochqualifizierten am Markt, die benötigt werden. Deshalb war die Idee mit der Green Card sicherlich eine ganz richtige. Sie hat auch das Denken in der Bundesrepublik verändert. Für mich ist beispielsweise wichtig, dass Ausländer, die bei uns studiert haben, auch bei uns beschäftigt werden können. Früher haben wir die Leute qualifiziert und die sind dann nach Amerika gegangen. Das ist ein bisschen eigenartig. Ob man die IT-Spezialisten und - um ein anderes Beispiel zu nennen - Ingenieure für die Luftfahrttechnologie überhaupt im Ausland bekommt, ist eine ganz andere Frage.

Welche Qualifikationen haben denn die Arbeitslosen in Berlin und Brandenburg?

Bei 500 000 Arbeitslosen in unserem Bezirk haben wir nahezu alles, was man sich vorstellen kann. Jüngere und ältere Menschen mit vielen Qualitäten. Der Arbeitgeber, der sagt, er bekomme nur Schrott von uns angeboten, der muss mir mal erklären, warum wir in diesem Jahr 300 000 Menschen in neue Arbeitsverhältnisse vermittelt haben.

Muss besser weitergebildet werden?

Wir geben eine Menge Geld für berufliche Qualifizierung aus - aber die geht nur bis zum mittleren Level. Auch wir können keinen Flugzeugingenieur anbieten, wenn es den auf dem Arbeitsmarkt nicht gibt.

Die Formel "Zuwanderer nehmen Deutschen die Arbeitsplätze weg" ist also falsch?

Das kommt drauf an. Nehmen wir ein Beispiel, wo das einsichtig wird. Wenn ich ausländische Bauarbeiter nach Berlin hole, dann nehmen die Arbeitsplätze weg. Ich gehe aber davon aus, dass Zuwanderer dorthin gehen, wo sie gesucht werden und nicht dorthin, wo sie auf eine Konkurrenz treffen. Vorausgesetzt, dass die Konditionen für alle gleich sind. In Brandenburg arbeiten 9000 Saisonkräfte in der Landwirtschaft. Diese Jobs sind mit Deutschen kaum zu besetzen, sonst würden wir die Polen nicht ins Land holen.

Wie wird sich denn die Ost-Erweiterung der Europäischen Union auswirken?

Wir haben bereits die Erfahrungen gemacht, dass die Wanderungsbewegungen in der bisherigen EU sich sehr in Grenzen halten. Da wird sich nicht viel verändern, weil die Sprachkompetenz bei vielen Menschen nicht vorhanden ist. Bei den Hochqualifizierten, die diese Sprachkompetenz haben, können wir davon ausgehen, dass sie einen Arbeitsplatz annehmen. Der normale Facharbeiter ohne Sprachkenntnisse würde sich in einem fremden Land nicht zurechtfinden. Diese gering Qualifizierten brauchen wir auch nicht.

Herr Clausnitzer[eine Arbeitslosenquote von 16 Pr]

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