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Kultur: Zwischen Baum und Ladentheke

KINO

Ein ganzer Film über eine Pflaume, die irgendwo im japanischen Bergland wächst? Als Manzan Benigaki vor drei jahren im Berlinale-Forum lief, hat sich mancher wohl bestätigt gesehen, dass sich dort Leute mit einem Hang zum cineastischen Masochismus tummeln. Man kennt die Beispiele: sechs Stunden Fast-Nichts in Schwarz-Weiss. Auf fünfeinhalb Stunden hatte auch der japanische Dokumentarist Ogawa Shinsuke sein Material über die Bergpflaume zusammengeschnitten, als er 1993 starb. Seine Witwe betraute später die chinesische Regisseurin Peng Xialolian mit der Fertigstellung, eine ehemalige Mitarbeiterin Shinsukes. Nun hat der Film, zu sehen im Berliner Kino fsk, mit 90 Minuten reguläres Kinoformat.

Zugegeben: In ihrem Urzustand ist die Kakipflaume eine nicht besonders spektakuläre Frucht. Ihren Wert bekommt sie erst durch die Verarbeitung. Im Herbst werden die orangeroten Früchte von den kahlen Bäumen gepflückt und dann in einem aufwendigen Verfahren per Hand geschält und aufgefädelt, getrocknet und verpackt. „Manzan Benigaki“ begleitet den Weg der Pflaumen vom Baum bis zur Ladentheke. Der Film führt zu den Menschen, denen die Frucht seit Generationen Lebensinhalt ist, und zeigt an der Evolution der Schälapparaturen auch die Schattenseiten des Fortschritts: Das Messer muss zwar immer noch mit der Hand an die kreiselnde Frucht gehalten werden. Doch während man sich früher dabei gemütlich unterhalten konnte, lassen die kreischenden Elektromaschinen kein Gespräch mehr zu. Ein nostalgischer Film, gewiss. Doch ist Wehmut nicht unabdingbar?

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