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Kultur: Zwischen Bild und Borke - wenn Natur in Kunst übergeht

Wie oft hat man das schon erlebt und sich zu Tode erschreckt: Die Dämmerung bricht herein, der Waldspaziergang aber nimmt kein Ende. Baumstümpfe und Äste erwachen zum Leben, ihre Schattenmonster halten den Wanderer zum Narren - denn was man fürchtet, sind eigentlich nur die Gespenster im Kopf.

Wie oft hat man das schon erlebt und sich zu Tode erschreckt: Die Dämmerung bricht herein, der Waldspaziergang aber nimmt kein Ende. Baumstümpfe und Äste erwachen zum Leben, ihre Schattenmonster halten den Wanderer zum Narren - denn was man fürchtet, sind eigentlich nur die Gespenster im Kopf. Dass aber verwachsenes Holzgeflecht, Wurzeln und Stämme nicht nur als Schatten eine fantasmagorische Kraft vorgaukeln, dass sie nicht nur im Dunkeln Projektionsfläche werden für die Licht- und Schattenseiten des Lebens, das zeigt Anselm Spring in seinen Fotografien. Ganz nah hält er sein Kameraauge an die Maserung eines Stammes oder in die Gabelung eines Astes und entdeckt so die Ästhetik in der Natur. Er legt einen Knochen an eine Wurzel und führt damit das vor Augen, was in jedem Foto steckt: die unsichtbare Gelenkstelle, an der Kunst in Natur, Natur in Kunst übergeht. Auf anderen Bildern erscheinen die Witterungsspuren, die sich über Jahrzehnte hinweg in das Holz eingekerbt haben, wie Falten im Gesicht eines alten Menschen. Und in 280facher Vergrößerung glaubt man in der Rinde eines Fichtenholzes lebendiges Zellgewebe menschlicher Haut zu erkennen. Zeit wird sichtbar in diesen Fotos vom Holz - und das Leben, ohne das Kunst nichts ist. Foto: Frederking & Thaler

Holz. Das Fünfte Element. Text von Maximilian Glas, Frederking & Thaler, München, 191 Seiten, 98 DM, Mark.

dm

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