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Und nun darf getanzt werden. Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier und seine Frau Elke Büdenbender betreten das Parkett im Hotel Adlon.

© Britta Pedersen/dpa

Bundespresseball in Berlin: 2000 Journalisten und Politiker feiern im Adlon

Die Bundespressekonferenz, der Verein der Hauptstadt-Journalisten, lädt ins Luxushotel Adlon. Die politische Prominenz rückt am Abend an.

Von Fatina Keilani

Sind das etwa tote Fische auf dem Kleid? Schwer zu sagen, was nun mehr Aufmerksamkeit auf sich zieht, das offenherzige Dekolleté oder das maritim-morbide Motiv. Und da, ein Kleid mit Fördertürmen nach Motiven von Bernd und Hilla Becher, „Postmontan“ heißt es, ein weiteres „Schicht im Schacht“, noch eines „Habgier“.

Kleider mit endzeitlichen Motiven also, die es neben weiteren ungewöhnlichen, doch klimafreundlich gefertigten Modellen am Freitagabend im Adlon beim Bundespresseball zu sehen gab. Zu dem glanzvollen Ereignis hatten sich 2300 Gäste angemeldet. Für sie waren 500 Mitarbeiter im Einsatz. Während die ersten Gäste eintrafen, traten draußen die letzten Demonstranten der Klimademo den Heimweg an. Die Macher des Bundespresseballs haben die Zeichen der Zeit ebenfalls erkannt: Der Ball sollte dieses Jahr klimaneutral sein.

Überschlägig 316 Tonnen CO2 stößt die Party aus, das meiste durch die Anreise der Gäste. Immerhin werden 3294 Euro Kompensation gezahlt, grob zehn Euro pro Tonne. Das beruht auf einer Schätzung, da niemand weiß, welcher Gast wie angereist ist. Gemessen an den Kosten des Balls dürfte der Ablass fürs Klima einer der billigsten Posten sein. Das Geld geht teils an ein Projekt im peruanischen Regenwald, wo Paranüsse angebaut werden, teils an eines für saubere Kochöfen in Indien.

A propos Essen. Sterneküchenchef Hendrik Otto („Lorenz Adlon Esszimmer“) hatte sich einiges einfallen lassen. Die Themen Nachhaltigkeit, Haltbarmachung, Ressourcensparsamkeit kamen auch bei ihm auf den Plan, die Einbußen an Luxus waren zu verschmerzen. Man beize und fermentiere, wecke eigene Gemüse ein, werfe nichts weg, versicherte Otto. Die Guacamole sei aus heimischem Kürbis statt aus klimaschädlicher Avocado.

Die 300 Dinnergäste erwartete unter anderem sous-vide gegarter Kalbstafelspitz, die 2000 Flaniergäste konnten an 18 Foodständen die unterschiedlichsten Leckereien zu sich nehmen, vom Königsberger Klops bis zu Sushi, von Austern bis Backhendl, dazu Popcorn, Schokolade, Eiscreme, Macarons und Käse.

Schauspieler treffen auf Politiker

In diesem Jahr stand der Ball im Zeichen des Wandels, der Begriff ist auf vielfache Art interpretierbar. Der Klimawandel ist nur eine davon, und „Wandel“ hieß auch das erwähnte Projekt mit den Kleidern, die beim Ball vorgestellt wurden und zu einem Umdenken beim Konsumenten führen sollen – ersonnen hatte das der Fachbereich Bekleidungstechnik der Hochschule Niederrhein in Mönchengladbach.

Verwandelt wurde auch Plastikmüll aus dem Meer – in den roten Teppich, an dem ab 18 Uhr das Schaulaufen der Promis begann. Es sei eigentlich ein „grüner Teppich“, sagte Gregor Mayntz, Vorsitzender der Bundespressekonferenz und damit Gastgeber des Balls, auf dem Presse und Politik in aufgeräumter Stimmung gemeinsam feierten. Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier und seine Frau Elke Büdenbender kamen kurz vor 19 Uhr, an ihrem Tisch nahmen unter anderem die Schauspieler Christian Berkel und Andrea Sawatzki Platz.

Altkanzler Gerhard Schröder darf nicht fehlen

Unter den Gästen waren auch Altkanzler Gerhard Schröder und seine Frau Kim So-yeon. Bundesarbeitsminister Hubertus Heil kam ebenfalls mit Frau, Justizministerin Christine Lambrecht mit ihrem Sohn, ihre Amtsvorgängerin Katarina Barley war ebenfalls mit Sohn da. Gesundheitsminister Jens Spahn erschien mit seinem Mann Daniel Funke, verriet in bester Stimmung, dass dieser ihm die Fliege gebunden habe, und plauderte über das Verhältnis von Nähe und Distanz, das Politik und Presse zueinander hätten. Erstmals war auch Bundesfamilienministerin Franziska Giffey erschienen.

Diesjähriger Preisträger war der polnische Journalist Jacek Lepiarz, weil er, wie Gregor Mayntz es formulierte, „nicht gewillt war, sich den Veränderungen der Medien in Polen einfach zu beugen“. Zudem habe er mit seiner langjährigen Arbeit einen großartigen Beitrag zum gegenseitigen Verständnis von Deutschen und Polen geliefert.

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