zum Hauptinhalt
Albert Schweitzer

© dpa

Auflösung des Weihnachtsrätsels 2014: Zu Hause in zwei Welten

Sie waren zu Hause in zwei Kulturen, lebten hier wie dort. Ihre Erkenntnisse gaben sie weiter und wurden zu Mittlern. Sie haben die Welt verständlicher gemacht. Und reicher dazu. Hier die Auflösung unseres Weihnachtsrätsels

1. Brigitte Sauzay (1947–2003) war die Frau, der die Männer zuhörten, denn schließlich arbeitete sie als Dolmetscherin für die französischen Präsidenten Georges Pompidou, Valéry Giscard d’Estaing und François Mitterrand. Der Mann, der sie anschließend als Beraterin für die deutsch-französischen Beziehungen ins Kanzleramt holte, war Gerhard Schröder. Schüler stoßen wegen des nach ihr benannten Austauschprogramms auf ihren Namen. Und schließlich gehört Brigitte Sauzay zu den Gründern der Stiftung Genshagen, in der vor den Toren Berlins regelmäßig Fragen zum Verhältnis zwischen den beiden europäischen Nachbarstaaten diskutiert werden.

2. Alvar Nuñez Cabeza de Vaca (1490–1557/1558), spanischer Seefahrer und Entdecker, geboren in Jerez de la Frontera. Scheiterte mit einer Expedition an der Westküste Floridas, wurde schiffbrüchig, von Indianern gefangengenommen und zunächst versklavt. Lebte acht Jahre unter ihnen als Händler, studierte ihre Kultur und wurde zum Freund. Seine Abenteuer wurden verfilmt und 1991 bei der Berlinale gezeigt.

3. Freya von Moltke (1911–2010), promovierte Juristin, war gemeinsam mit ihrem Mann Helmuth James Graf von Moltke im Widerstand gegen den Nationalsozialismus aktiv. Gemeinsam begründeten sie eine Gruppe, die nach dem Familiengut in Schlesien als „Kreisauer Kreis“ bekannt wurde. Ihr Mann wurde 1943 festgenommen und am 23. Januar 1945 hingerichtet. Nach dem Krieg lebte sie in Südafrika und später in den USA. Zugleich hielt sie die Erinnerung an ihren Mann und an den Widerstand wach und veröffentlichte seine Briefe an sie. Nach 1990 wird das alte Familiengut der Moltkes mit ihrer Unterstützung zu einem Ort der Begegnung für Jugendliche aus Deutschland, Polen und anderen Ländern.
4. Annemarie Schwarzenbach (1908–1942), die Schweizer Journalistin und Schriftstellerin gehörte Anfang der 1930er Jahre zum Freundeskreis von Erika und Klaus Mann. Die Tochter aus gutem Züricher Industriellenhaus experimentierte mit Drogen und blieb ihr Leben lang süchtig. Sie starb in der Schweiz nach einem Fahrradunfall.

5. Albert Schweitzer (1875–1965), geboren in Colmar. Als Sohn eines Theologen studierte er zunächst Theologie und Philosophie, dazu Orgel, später auch Medizin. Sein Ziel: Missionsarzt in Afrika. 1913 gründete er das Urwaldhospital Lambarene in Französisch- Äquatorialafrika. Im Ersten Weltkrieg wurde er in Frankreich interniert, konnte 1924 seine Arbeit in Afrika fortsetzen. Seine „paternalistische“ Einstellung gegenüber der schwarzen Bevölkerung wurde vielfach kritisiert, doch 1954 erhielt er den Friedensnobelpreis.

6. Paul Gauguin (1848–1903), gebürtiger Pariser, kommt als erfolgreicher Aktienhändler zu Wohlstand. Nach dem Börsenkrach 1882 verliert er seinen Job und beginnt zu malen. 1891 schifft er sich nach Tahiti ein, das „exotische Paradies“ findet er nicht. Nach drei Jahren kehrt er zurück nach Frankreich, spart für eine neue Reise. 1901 ist Hiva Oa in Französisch-Polynesien sein Ziel. Hier stirbt er mit 54 Jahren.

7. Anita Garibaldi /Anna Maria de Ribeiro (1821–1849), die Kämpferin, die mit nur 28 Jahren starb, war Anita Garibaldi, Ehefrau des italienischen Nationalheros Giuseppe Garibaldi. Ihre letzte Schlacht schlug die gebürtige Brasilianerin zur Verteidigung der kurzlebigen Römischen Republik von 1849. Das Reiterstandbild der „Heldin zweier Welten"“steht auf dem Gianicolo-Hügel in Rom.

8. Mori Ogai / Mori Rintaro (1862-1922), Mediziner und Übersetzer, avancierte nach einem Studium in Berlin zum ranghöchsten Militärarzt Japans. Er war Generaldirektor der Kaiserlichen Bibliotheken und Gründungspräsident der Kaiserlichen Akademie der Künste. Er liebte die europäische Literatur, seine Faustübersetzung ist Legende.

9. Katharina II., genannt die Große, (1729–1796), Zarin von Russland, geboren als Prinzessin Sophie von Anhalt-Zerbst in Stettin. Sie heiratete den russischen Thronfolger, den sie nach nur einem Jahr als Zar Peter III. 1762 vom Thron putschte, was Peter nicht lange überlebte. Sie regierte 34 Jahre, reformierte die Verwaltung, schrieb sich mit Voltaire und gründete die russische Nationalbibliothek. Bekannt wurden mehr als 20 Liebhaber. In Deutschland warb sie um Einwanderer, die sich vor allem an der Wolga niederließen. Helene Fischer wurde als Nachfahrin der Wolgadeutschen geboren. Und Angela Merkel hat ein Porträt der Zarin in ihrem Büro.
10. Friedrich Max Müller (1823–1900), war ein Sprach- und Religionsforscher, der weniger in seinem Geburtsland Deutschland als in England (wo er Professor in Oxford war) und auch Indien bekannt ist. Indien galt sein großes Interesse, weshalb die Goethe-Institute dort Max Mueller Bhavan heißen. ("Sissi") Das Goldene Verdienstkreuz für Kunst verleiht Kaiser Franz Joseph I. Das Sanskritwort „arisch“ führte er zur Beschreibung einer indo-germanischen Sprachenfamilie ein; später wurde es von anderen rassisch umgedeutet.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false